Die Welt der Kryptowährungen ist im Wandel, und Europas Finanzlandschaft bereitet sich auf bedeutende Veränderungen vor. Aktuell wird ein Euro-Stablecoin entwickelt, der vielversprechende Möglichkeiten für die hiesige Wirtschaft darstellen könnte. Der Schritt hin zu einem stabilen digitalen Euro, angetrieben von einem Konsortium aus zehn europäischen Banken, hat das Potenzial, nicht nur die Zahlungsweise zu revolutionieren, sondern auch den Einfluss europäischer Finanzinstitute im globalen Wettbewerb zu stärken.
Entwicklung des Euro-Stablecoins
Die Raiffeisen Bank International (RBI) ist aktiv an einem Projekt beteiligt, das darauf abzielt, bis Mitte 2026 einen Euro-Stablecoin zu lancieren. Dieser digitale Vermögenswert wird gemäß den MiCAR-Vorgaben entwickeltd und soll sowohl Sicherheit als auch Stabilität in einem Markt bieten, der traditionell von hoher Volatilität geprägt ist. Die Gründung der niederländischen Firma Qivalis markiert einen bedeutenden Schritt in dieser Richtung. Unter der Leitung von CEO Jan-Oliver Sell, einem Experten mit jahrelanger Erfahrung in der Kryptoindustrie, wird die Entwicklung vorangetrieben.
Wachsende Bedeutung von Stablecoins
Stablecoins, digitale Währungen, die an eine Reserve gebunden sind, können die Kluft zwischen der klassischen Finanzwelt und Kryptowährungen überbrücken. Ihr Nutzen liegt in der Erleichterung günstiger und schneller Zahlungen über ein breites Netzwerk. Christian Wolf, Leiter der strategischen Partnerschaften der RBI, betont die Relevanz dieses Projekts: „Die Stablecoin-Landschaft reift endlich über die frühe experimentelle Phase hinaus.“ Solche Entwicklungen sind besonders wichtig, da der Stablecoin-Markt derzeit von zwei großen US-Unternehmen dominiert wird, während europäische Stablecoins noch nicht den gleichen Einfluss haben.
Kooperationen und regulatorisches Umfeld
Das Konsortium, das diese Initiative vorantreibt, umfasst namhafte Geldinstitute wie die Banca Sella aus der Schweiz und CaixaBank aus Spanien. Banken genießen im Vergleich zu anderen Anbietern ein hohes Vertrauen in der Öffentlichkeit, was der Entwicklung von Stablecoins zugutekommt. Wolf hebt hervor, dass die Zusammenarbeit unter zehn Banken eine solide Basis für ein funktionierendes Distributionsnetzwerk in Europa bietet. Die klare regulatorische Aufsicht wird als Vorteil für den gesamten Markt gesehen.
Zukunftsperspektiven und Herausforderungen
Trotz optimistischer Prognosen bleibt die Frage, welche Marktvolumen mit dem Euro-Stablecoin erreicht werden können, schwierig zu beantworten. Wolf ist überzeugt, dass ein Volumen von sechs bis zehn Milliarden Euro in fünf Jahren realistisch wäre, auch wenn die langfristigen Perspektiven sich noch entwickeln müssen. Der Stablecoin könnte dazu beitragen, das bestehende Zahlungsverfahren in der Eurozone zu modernisieren und international wettbewerbsfähig zu machen. „Der Kunde wird nicht direkt nach einem Stablecoin fragen, sondern nach einfachen Zahlungsabwicklungen,“ fügt Wolf hinzu.
Horizont erweitern mit „Wero“
Parallel zur Entwicklung des Euro-Stablecoins engagiert sich die RBI auch in der European Payments Initiative (EPI). Ziel ist es, ein einheitliches und sicheres Zahlungsökosystem in Europa zu schaffen. Mit der Einführung des mobilen Zahlungsdienstes „Wero“ haben die Banken die Chance, in den Wettbewerb mit großen US-Dienstleistern einzutreten. Wero verspricht eine unkomplizierte, sichere Lösung für Kontotransaktionen, die eine breite Akzeptanz bei Verbrauchern und Handel ermöglichen könnte.
Die Finanzwelt in Europa steht also an einem entscheidenden Punkt, an dem neue Technologien und Kooperationen entfaltet werden. Der Euro-Stablecoin und der mobile Zahlungsdienst „Wero“ sind nicht nur Antworten auf aktuelle Herausforderungen, sondern auch strategische Schritte, um die eigene Rolle auf dem globalen Markt zu festigen.
