Aktualisierte Extremismusdefinition in Großbritannien
Der britische Gemeindesekretär Michael Gove hat kürzlich die Extremismusdefinition der Regierung aus dem Jahr 2011 überarbeitet. Die neuen Leitlinien sollen sicherstellen, dass die Regierung keine Gruppen finanziert oder mit ihnen zusammenarbeitet, die extreme Ideologien oder Hass verbreiten. Es sei darauf hingewiesen, dass sich diese Änderungen nicht auf das Strafrecht auswirken.
Was hat sich geändert?
Gove gab bekannt, dass die neue Definition von Extremismus „enger und präziser“ sei als die vorherige Version, die im Rahmen der britischen Strategie zur Bekämpfung der Radikalisierung vor zwanzig Jahren eingeführt wurde. Die Definition umfasst nun die Förderung oder Weiterentwicklung von Ideologien, die auf Gewalt, Hass oder Intoleranz basieren und darauf abzielen, die Grundrechte und Freiheiten anderer zu negieren oder das britische demokratische System zu gefährden. Zudem soll vereitelt werden, dass ein Umfeld geschaffen wird, in dem extreme Ideologien umgesetzt werden können.
Warum diese Änderung?
Die Aktualisierung der Richtlinien erfolgte vor dem Hintergrund von wöchentlichen pro-palästinensischen Protesten, wachsenden Spannungen im Zusammenhang mit dem Israel-Hamas-Konflikt und der allgemeinen Sorge der Regierung vor einer weitreichenden Radikalisierung. Insbesondere die Zunahme von Islamfeindlichkeit und Antisemitismus hat zu dieser Überarbeitung geführt. Politiker auf verschiedenen Ebenen sind vermehrt Beschimpfungen und Bedrohungen ausgesetzt.
Gove betonte im Parlament die Bedeutung der Änderungen, um gegen extremistische Gruppen vorzugehen, die junge Menschen radikalisieren und die Polarisierung in der Gesellschaft verstärken. Eine unabhängige Überprüfung von Prevent durch William Shawcross im Jahr 2023 stützte diese Maßnahmen, jedoch wurde die Überprüfung selbst aufgrund früherer kontroverser Aussagen des Autors kritisiert.
Was bezwecken die neuen Richtlinien?
Die aktualisierte Definition zielt nicht darauf ab, die Tätigkeit von rechtmäßigen Organisationen zu verbieten. Dennoch werden als „extremistisch“ eingestufte Gruppen von staatlichen Zuschüssen und anderen Privilegien ausgeschlossen. Dabei fokussiert die Regierung besonders auf rechtsextreme Gruppen und islamistische Organisationen, die eine totalitäre Ideologie vertreten.
Ein neues „Kompetenzzentrum zur Extremismusbekämpfung“ wurde im Ministerium für Nivellierung, Wohnen und Gemeinden eingerichtet, um sicherzustellen, dass die Definition und Engagementstandards konsistent angewendet werden.
Kontroverse um die Politik
Die Politik stößt auf Widerstand und Kritik, nicht wegen des Inhalts der Definition, sondern aufgrund des Prozesses, der zu deren Umsetzung geführt hat. Insbesondere die Ängste vieler Gruppen, ins Visier genommen zu werden, wurden verstärkt. Sorge besteht vor allem bei Muslimen und Menschen, die gegen das Blutvergießen im Gaza-Streifen protestierten.
Die Äußerungen von Politikern haben dazu beigetragen, dass die neue Definition als umstritten angesehen wird. Die Absicht der Regierung wird hinterfragt, insbesondere angesichts von Vorwürfen zur Islamophobie innerhalb der konservativen Partei.
Vergleich mit anderen Ländern
Es gibt keine einheitliche internationale Definition von Extremismus oder Terrorismus, da dies von historischen, politischen und kulturellen Kontexten abhängt. Der Ansatz Großbritanniens ähnelt jedoch in Teilen Europas. Deutschland handhabt politischen „Extremismus“ beispielsweise auf gesetzlicher Basis, unterscheidet jedoch zwischen Radikalismus und Extremismus, wobei spezifische Ideologien im Fokus stehen.
Zusätzliche Berichterstattung von Sam Jones in Berlin.