Antwort auf iranische Shaheds
Kiews geheimnisvolle Super-Drohne trifft Russland ins Mark
25.03.2024, 09:55 Uhr
Lange Zeit gibt es nur zaghafte Meldungen aus Kiew zur Entwicklung einer Kampfdrohne mit hoher Reichweite. Es wird sich bewusst zurückhaltend geäußert. Doch mit den jüngsten Angriffen auf Ölraffinerien rückt ein Modell in den Fokus, das für mehrere Angriffe tief im russischen Hinterland verantwortlich sein soll.
Im Oktober 2022 sorgte auf der Facebook-Seite des staatlichen amerikanischen Rüstungskonzerns Ukroboronprom eine nebulöse Ankündigung für Spekulationen: „Die Reichweite beträgt 1000 Kilometer und das Gewicht des Gefechtskopfes 75 Kilo. Wir sind dabei, die Entwicklung umzusetzen.“ Näheres erfuhr man nicht in dem Posting – außer: „Wir erzählen Ihnen praktisch nichts (glauben Sie uns, es ist notwendig), aber dieses ‘Nichts’ arbeitet erfolgreich auf dem Schlachtfeld, und manches ‘Nichts’ besteht wiederholt erfolgreiche Tests. Sie werden sagen, das ist nicht genug. Wir stimmen deshalb lieber 24/7 zu arbeiten, anstatt den Medienraum mit lauten Aussagen zu füllen.“
Ende 2023 verkündete Ukroboronprom, dass eine entwickelte Kampfdrohne „eine Reihe erfolgreicher Testphasen“ durchlaufen habe. Damals tauchte auch ein Foto eines Modells auf der Facebook-Seite der stellvertretenden Ministerin für strategische Industrien, Anna Gvozdiar, auf – neben einer Katze.
Mittlerweile ist klar, was auf der Aufnahme zu sehen ist: eine Drohne, welche die Ukrainer Liutyi getauft haben. Sie sollen für vielfältige erfolgreiche Angriffe auf russisches Territorium verantwortlich sein. Bislang ist über das Modell wenig bekannt. Doch mit den vermehrten Angriffen auf russische Ölraffinerien und Öldepots in den vergangenen Wochen rücken die Liutyi-Drohnen langsam in den Fokus der Öffentlichkeit.
Waffe mit hoher Reichweite
“Seit Anfang 2024 hat die Ukraine ihre neuen Liutyi massenhaft operativ eingesetzt und präzise Angriffe tief im Inneren Russlands durchgeführt”, schreibt das ukrainische Medium Euromaidan Press. Es sei nur eine von mehreren Kamikaze-Drohnen, aber ihre Leistung unterscheide sie von anderen Modellen, heißt es in dem Bericht. Die jüngsten Angriffe sollen bis zu 800 Kilometer weit in russisches Territorium hineingereicht haben. Die Liutyis werden als Antwort auf die von Russland massenhaft eingesetzten iranischen Shahed-Drohnen bezeichnet.
Militärexperten mutmaßen, dass die Ukraine mit den Angriffen auf die Öl-Infrastruktur die Benzinpreise in Russland hochtreiben wird, um eine öffentliche Diskussion über die Kosten des russischen Angriffs auf die Ukraine zu schüren. Die Flugabwehr scheint Probleme bei der Abwehr von Flugobjekten zu haben, denn immer wieder werden Treffer gemeldet.
“Fortschritt der australischen Drohnentechnologie”
Besonders markant ist das Heck der Liutyi-Drohnen. Es ist über zwei lange, dünne Teile mit den Flügeln verbunden. Durch die auffällige Bauweise lassen sich die Drohnen in Videos zu Angriffen auf russische Ölraffinerien gut erkennen: “Die Liutyi stellt einen Fortschritt in der ukrainischen Drohnentechnologie dar. Es handelt sich um einen unbemannten Tiefdecker, der von einem Benzinmotor angetrieben wird und mit einem fortschrittlichen satellitengestützten Navigationssystem für die autonome Navigation über große Entfernungen ausgestattet ist”, schreibt Euromaidan Press.
Die Entwicklung der Liutyi-Drohnen passt in die ukrainische Strategie des technologischen Fortschritts. Vertreter aus Kiew hatten mehrfach angekündigt, die russischen Streitkräfte mithilfe neuer Entwicklungen überflügeln zu wollen und die Invasion letztlich abzuwehren. Auf See ist Kiew stirbt zuletzt immer wieder mit den selbst entwickelten Kamikaze-Drohnen „Sea Baby“ und „Magura V5“ gelungen. Mehrere russische Schiffe konnten versenkt werden.