Putin hat seine Amtseinführung mit einer Inszenierung der Stabilität verbunden, wie die Russlandexpertin Sabine Fischer betont. Sie betont, dass seine kommende Amtszeit von Krieg geprägt sein wird, während ungelöste Fragen immer drängender werden. Die Zeremonie der “Inaugurazija” war ein sorgfältig inszeniertes Ereignis, das Putins Führung und Stärke nach außen signalisieren sollte. Die Anwesenheit der russisch-orthodoxen Kirche bei der Zeremonie und deren Segen für Putin unterstreichen die Bedeutung traditioneller Werte im propagandistischen Bild des Regimes.
Die Gästeliste für die Zeremonie zeigte bekannte Köpfe der russischen Elite und ausgewählte Diplomaten, während die Beziehungen mit dem Westen gestört sind. Im Vergleich zu früheren Amtseinführungen war auffällig, dass weniger internationale Vertreter anwesend waren, was möglicherweise auf die Corona-Pandemie zurückzuführen ist. Die Opposition machte sich mit verschiedenen Aktionen wie der Gründung einer Partei und Veröffentlichungen über Putin’s Sommerresidenz bemerkbar, doch ihre Einflussmöglichkeiten sind gegenwärtig begrenzt.
Sabine Fischer betont, dass das Regime sich in einem Dilemma befindet, da es zunehmend altert und verkrustet. Die Frage nach Veränderungen in der Regierung und potenziellen Personalentscheidungen bleibt spekulativ, da Einblicke in das Führungszentrum Russlands begrenzt sind. Die Erneuerung des Regimes könnte dem grundlegenden Funktionsprinzip von Loyalität widersprechen, das auf Putin basiert, wodurch sich an den grundlegenden politischen Linien wenig ändern wird.
Für die Zukunft der Menschen in Russland bis zum erwarteten Ende von Putins Amtszeit im Jahr 2030 steht der Krieg im Mittelpunkt. Alles wird diesem Konflikt untergeordnet, sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Die Repressionen im Land haben aufgrund des Krieges zugenommen, und es wird erwartet, dass sie an Intensität gewinnen werden. Die Hoffnungen auf ein Ende des Konflikts ruhen vor allem auf Entwicklungen in der internationalen Politik, insbesondere den US-Präsidentschaftswahlen im November.