In Nepal haben über 48.000 Menschen die Peer-to-Peer-Messaging-App Bitchat, die von Block-CEO Jack Dorsey entwickelt wurde, heruntergeladen. Dies geschah im Kontext gewaltsamer Proteste gegen Korruption und einer vorübergehenden Sperre sozialer Medien. Ein eindeutiger Hinweis darauf, wie wichtig solche Plattformen in Krisenzeiten werden können.
Explosion der Downloadzahlen in Nepal
Die Downloadzahlen von Bitchat in Nepal stiegen in beeindruckender Weise von weniger als 3.344 am vergangenen Mittwoch auf 48.781 bis zum Montag. Dieses rasante Wachstum ist bemerkenswert, insbesondere im Vergleich zu Indonesien, wo ebenfalls ein Anstieg der Downloads stattfand. Hier kamen in der gleichen Zeit etwa 11.324 Downloads zustande, jedoch war der Anstieg in Nepal viermal höher.
Der Einfluss von Protesten auf Technologie
Diese Zunahme der Downloads ist eine direkte Reaktion auf die kurzfristige Sperrung von Plattformen wie Facebook, Instagram, WhatsApp und YouTube durch die nepalesische Regierung. Diese Maßnahme sollte die Verbreitung von anti-regierungsbezogenen Inhalten eindämmen und führte zu landesweiten Jugendprotesten, die in Gewalt und Zerstörung mündeten. Unter anderem wurden das Parlament und der Oberste Gerichtshof in Brand gesetzt.
Kritik an der Regierung
Im Zentrum der politischen Unruhen steht Premierminister KP Sharma Oli, der wegen Korruption und mangelnder Transparenz bei politischen Entscheidungen in der Kritik steht. Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen musste er schließlich von seinem Posten zurücktreten.
Wachsende Beliebtheit von dezentralen Kommunikationsmitteln
Die Entwicklungen in Nepal und Indonesien könnten auf einen globalen Trend hinweisen, bei dem Bürger zunehmend dezentrale, verschlüsselte Messaging-Apps nutzen, um sich vor staatlicher Überwachung und Zensur zu schützen. Apps wie Bitchat, welche ohne zentrale Server auskommen und keine persönlichen Daten zur Registrierung benötigen, erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Ein Blick auf die EU-Gesetzgebung
Parallel dazu stehen die verschlüsselten Messaging-Dienste in Europa unter Druck. Die EU plant eine Gesetzgebung, die Nutzern von Messaging-Diensten wie Telegram und WhatsApp vorschreibt, dass Nachrichten vor der Verschlüsselung durch Regulierungsbehörden gesichtet werden müssen. Dieses geplante „Chat-Kontrollgesetz“ könnte die Nutzung solcher Dienste erheblich beeinträchtigen und den Trend zu dezentralen Apps noch verstärken.
Dorseys Bitchat und seine Funktionen
Bitchat, das erst seit Juli in der Beta-Phase verfügbar ist, bietet eine Verschlüsselung der Kommunikation über Bluetooth-Meshnets an, was eine internetfreie Nutzung ermöglicht. Dies stellt eine direkte Herausforderung für etablierte Plattformen dar und könnte das Kommunikationsverhalten in Krisensituationen revolutionieren.
Ein Wettlauf gegen etablierte Anbieter
Obwohl die Nutzerzahlen von dezentralen Apps wie Bitchat in Krisenzeiten steigen, bleibt abzuwarten, ob sie mit den großen sozialen Medien, die im Juni 3,48 Milliarden täglich aktive Nutzer verzeichneten, konkurrieren können. Die Herausforderung, die diese Dienste im Bereich der Nutzerfreundlichkeit und Verbreitung darstellen, bleibt weiterhin erheblich.
Zusammenfassend bringen die aktuellen Geschehnisse in Nepal und Indonesien nicht nur die Probleme der Korruption und der staatlichen Kontrolle ans Licht, sondern zeigen auch die wachsende Relevanz neuer Technologien für die Bürgerrechte auf. Diese Dynamik könnte weitreichende Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie Menschen weltweit kommunizieren und sich organisieren.

