Das deutsche Startup Trade Republic hat seit seiner Gründung im Jahr 2015 eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen und zählt mittlerweile zu den wertvollsten Unternehmen in der Fintech-Branche Europas. Trotz eines kontinuierlichen Wachstums und positiver Nachrichten in den vergangenen Jahren ist das Unternehmen jüngst mit Kritik von Kunden und Verbraucherschützern konfrontiert.
ETF-Sparpläne und Wertpapierhandel
Trade Republic wurde im Jahr 2022 bei der letzten Finanzierungsrunde mit rund 5 Milliarden Euro bewertet und zählt zu den wertvollsten europäischen Fintechs. Die Gründer Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancellieri starteten das Unternehmen im Jahr 2019 als Handelsplattform, auf der Kunden Aktien, Anleihen und Krypto-Token handeln konnten. Besonders beliebt waren die kostenlosen ETF-Sparpläne, die einen Nerv bei den Anlegern trafen.
Das Unternehmen verzeichnet europaweit rund 4 Millionen Kunden, davon 2,5 Millionen allein in Deutschland. Durchschnittlich investieren die Kunden rund 8000 Euro per App. Im letzten Geschäftsjahr konnte Trade Republic sein verwaltetes Vermögen auf etwa 35 Milliarden Euro fast verdoppeln, was eine beachtliche Leistung darstellt.
Die Vergabe der Vollbanklizenz Ende 2023 war ein Meilenstein für das Unternehmen, das damit eine gewisse Anerkennung in der Branche erlangte. Zudem kündigte Trade Republic die Einführung einer Bezahlkarte in Zusammenarbeit mit Visa an. Die hohe Nachfrage führte sogar zur Einführung von Wartelisten für die Ausgabe der Bezahlkarte. Die attraktive Saveback-Funktion, bei der Kunden 1 Prozent des ausgegebenen Betrags als Prämie erhielten, machte das Produkt besonders ansprechend.
Kritik von Kunden und Verbraucherschützern
Trotz des Erfolgs und des positiven Wachstums gab es in jüngster Zeit auch kritische Stimmen, insbesondere von Kunden und Verbraucherschützern. Das Girokonto von Trade Republic gilt als Einstiegsprodukt für viele junge Kunden, und der Zugang zu dieser Zielgruppe ist von besonderem Interesse für das Unternehmen. Kunden sollen beim Vermögensaufbau unterstützt werden, weswegen Trade Republic sich selbst nicht als amerikanische Trading-Plattform Robinhood, sondern als US-Finanzkonzern Charles Schwab sieht.
Im vergangenen Jahr erzielte Trade Republic erstmals einen Gewinn im zweistelligen Millionenbereich, was auf die Beharrlichkeit und den Ideenreichtum der Gründer zurückzuführen ist. Dennoch wurden auch kritische Schlagzeilen laut, etwa über Beschwerden von Kunden, dass das Unternehmen über Support-Angebote wie die Hotline kaum erreichbar sei. Besonders schwer wog die Kritik der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg wegen irreführender Werbung, die in den Medien diskutiert wurde.
Ein Börsengang ist vorerst kein Thema
Trotz der Kritikpunkte und Probleme, mit denen viele Fintech-Startups konfrontiert sind, strebt Trade Republic vorerst keine Börsennotierung an. Das Unternehmen plant, durch weitere Anlageprodukte und neue Funktionen die Kunden weiter zu überzeugen. Allerdings muss Trade Republic bald auf eine wichtige Einnahmequelle verzichten, da die Praxis des “Payment for Order Flow” in der EU bald verboten sein wird.
Insgesamt zeigt sich, dass Trade Republic trotz seines beeindruckenden Wachstums und der erlangten Vollbanklizenz mit zunehmender Kritik konfrontiert ist. Kunden und Verbraucherschützer äußern Bedenken hinsichtlich der Erreichbarkeit des Unternehmens und der Transparenz bei Werbeversprechen. Es bleibt abzuwarten, wie Trade Republic auf diese Kritik reagiert und seinen Erfolgsweg fortsetzt.