Europawahlen und die nationalistische Rechte
Meinungsumfragen deuten darauf hin, dass nationalistische und rechtsextreme Parteien bei den Europawahlen im Juni fast ein Viertel der Sitze gewinnen könnten. Die Prognosen für einen deutlichen Rechtsruck in Europa erscheinen daher berechtigt. Dennoch sollten wir uns davor hüten, die pankontinentale extreme Rechte als einen homogenen Block zu behandeln oder zu zuversichtlich zu sein, ihre Fähigkeit einzuschätzen, nach der Abstimmung die üblichen Geschäfte der europäischen Legislative zu gestalten und zu stören.
Ein neuer Spieler in der europäischen Politik
Anfang Februar gab Reconquest!, die 2021 von Eric Zemmour, dem rechten Kommentator und ehemaligen Kandidaten für die französische Präsidentschaft, gegründete Partei bekannt, dass sie der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformisten im Europäischen Parlament beitreten werde. Dieser Schritt wirft ein Licht auf die zunehmende Fragmentierung und Interessenvielfalt der nationalistischen Rechten in Europa.
Bruchlinien und politische Differenzen
Die Entscheidung von Reconquest!, sich der ECR anzuschließen, zeigt, dass es Bruchlinien und politische Differenzen innerhalb der nationalistischen Rechten gibt. Die ECR betont die Souveränität des Nationalstaates, vermeidet jedoch harten Euroskeptizismus und vertritt eine “eurorealistische” Vision einer reformierten EU als Gemeinschaft von Staaten-operierende Nationen. In wirtschaftlichen Fragen setzt sich die ECR besonders für “freien und fairen Handel” ein und ist skeptisch gegenüber einer starken Marktregulierung.
Unterschiedliche außenpolitische Ansichten
Auch in der Außenpolitik unterscheidet sich die ECR von der “radikalen Rechten” durch eine ausgesprochen atlantische Ausrichtung und russophobe Haltung. Diese Differenzen verdeutlichen die Komplexität und Vielfalt der nationalistischen Rechten in Europa.
Herausforderungen für eine konsolidierte Kraft der nationalistischen Rechten
Die zunehmende Fragmentierung innerhalb der nationalistischen Rechten macht es schwierig, eine konsolidierte Kraft zu formen. Die unterschiedlichen politischen Ansichten und Interessen erschweren eine enge Zusammenarbeit. Viktor Orbáns Aussage über die mangelnde Kooperation zwischen den Blöcken ID und ECR verdeutlicht diese Herausforderung.
Fazit
Der Aufstieg der nationalistischen Rechten bei den Europawahlen wirft ein Schlaglicht auf die zunehmende Fragmentierung und Vielfalt innerhalb dieser politischen Strömung. Die verschiedenen politischen Ansichten und Interessen machen eine enge Zusammenarbeit und eine konsolidierte Kraftbildung herausfordernd. Es ist wichtig, die Spaltungen und Bruchlinien innerhalb der nationalistischen Rechten ernst zu nehmen, um die politische Landschaft in Europa besser zu verstehen und zu analysieren.