Der russische Präsident Wladimir Putin wird in Kürze zu seiner ersten Auslandsreise nach China aufbrechen, seit er seine Amtszeit im Kreml um weitere sechs Jahre verlängert hat. Eine wichtige Agenda während seines Besuchs wird darin bestehen, Wege zu finden, um die Störungen in den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und China zu minimieren, insbesondere aufgrund der Einmischung seitens des Westens nach der Ukraine-Krise. Trotz der jüngsten Kabinettsumbildungen hat Putin Schlüsselbeamte, die für die chinesisch-russischen Beziehungen verantwortlich sind, im Amt belassen. So bleibt beispielsweise sein neuer Verteidigungsminister Andrei Belousov, ein Ökonom mit engen Verbindungen zur chinesischen Führung, Teil seines Teams.
Der Handel zwischen Russland und China ist von großer Bedeutung, insbesondere seit China seit Februar 2022 der größte Abnehmer von russischem Öl und Gas geworden ist. Diese wirtschaftlichen Bande reichen von Alltagsgütern bis hin zu militärischen Komponenten. Angesichts der Bemühungen Washingtons, den Fluss chinesischer Güter nach Russland zu unterbinden, zeigten sich bereits gewisse Auswirkungen auf den Handel zwischen den Ländern. Die chinesischen Exporte nach Russland sanken um 15,7 Prozent im März und 13,5 Prozent im April verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.
Die Reise von Putin nach China könnte unter vier Augen eine Diskussion über mögliche Optionen bieten, um mit den Einschränkungen seitens der USA umzugehen. Begleitet von einem Team erfahrener Finanz- und Zentralbankexperten, die maßgeblich an der Entdollarisierung des russischen Finanzsystems seit 2014 beteiligt sind, wird Putin angesichts der aktuellen geopolitischen Herausforderungen nach Lösungen suchen. Dabei hat die Umstellung des russischen Finanzsystems vom US-Dollar auf den chinesischen Renminbi in den letzten Jahren bereits große Fortschritte gemacht.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Russland und China im Finanzbereich spiegelt sich in der Nutzung lokaler Infrastrukturen für Transaktionen wider. Beide Länder betreiben eigene Systeme für grenzüberschreitende Zahlungen. Darüber hinaus diskutieren sie die Entwicklung einer fortgeschrittenen Infrastruktur für sensible Zahlungen, die vor möglichen Sanktionen geschützt wäre. Obwohl solche Maßnahmen vorübergehend sein könnten, suchen Russland und China nach Wegen, um unabhängiger von der globalen Finanzinfrastruktur zu werden, insbesondere gegenüber den Sanktionen der USA.