Die Société Générale wird ihren eigenen Stablecoin an einer Kryptowährungsbörse einführen und damit die erste große Bank sein, die einem breiten Anlegerkreis digitale Token anbietet, die den Preis harter Währungen verfolgen. Frankreichs drittgrößte Bank wird am Mittwoch erstmals den Handel mit ihrem eigenen Stablecoin namens EUR CoinVertible an Bitstamp, einer Börse mit Sitz in Luxemburg, starten.
Die Ankündigung markiert einen bedeutenden Schritt für die Société Générale in den Bereich des Kryptowährungshandels, der bisher von spezialisierten Unternehmen für digitale Vermögenswerte dominiert wurde. Stablecoins, eine Form von digitalem Bargeld, das staatliche Währungen nachbildet, haben in letzter Zeit zunehmend die Aufmerksamkeit von Aufsichtsbehörden auf sich gezogen. Der britische Finanzministerium hat erst letzten Monat Vorschläge vorgelegt, um die Token in die Realwirtschaft zu integrieren.
Die meisten Kryptowährungshändler nutzen derzeit Stablecoins, die an den US-Dollar gebunden sind. Der Markt wird von Unternehmen wie Tether und Circle dominiert, die jedoch aufgrund von Fragen zur Absicherung ihrer Token-Reserven mit Prüfungen konfrontiert waren. Die Société Générale betonte, dass ihr EUR CoinVertible vollständig durch Euro gedeckt sein wird.
Jean-Marc Stenger, CEO von SocGen Forge, der Abteilung für digitale Vermögenswerte der Bank, erklärte gegenüber der Financial Times, dass das Krypto-Ökosystem bisher stark auf wenige bestehende Stablecoins konzentriert war, die zu 90 Prozent auf den US-Dollar lauten. Die Einführung des EUR CoinVertible durch die Société Générale soll daher eine neue Möglichkeit für Händler bieten, den Euro in den Kryptowährungsmarkt zu integrieren.
Während einige große Investmentbanken wie JPMorgan über eigene Stablecoins verfügen, stehen diese nur kleinen Gruppen institutioneller Kunden zur Verfügung. Im Gegensatz dazu wird der Stablecoin von Société Générale allgemein für den Handel verfügbar sein. Stenger betonte, dass die Bank hoffe, dass ihr Stablecoin zur Abwicklung von Geschäften mit digitalen Anleihen, Fonds und anderen Vermögenswerten verwendet werde, während traditionelle Finanzinstitute digitale Hauptbücher erforschen.
Die Flaggschiff-Verordnung der EU für digitale Vermögenswerte, Mica, tritt nächstes Jahr in Kraft. Stenger betonte, dass der Stablecoin von Société Générale so konzipiert ist, dass er den Regeln entspricht und fügte hinzu, dass „sehr wenige Stablecoins mit Mica konform sind“. Diese Konformität wird es der Bank ermöglichen, den Stablecoin in verschiedenen Finanzdienstleistungen und Vermögenswerten zu verwenden.
Die Ankündigung der Société Générale kommt zu einer Zeit, in der Vermögensverwalter und Banken zunehmend die Tokenisierung von Vermögenswerten wie Anleihen und Fonds prüfen. Die britische Regierung gab letzten Monat grünes Licht für Fondsmanager, ihre Fonds zu tokenisieren, vorausgesetzt, dass sie „Mainstream“-Vermögenswerte enthalten. Axa Investment Managers investierte bereits mit dem Stablecoin von Société Générale in eine digitale grüne Anleihe.
Stenger betonte, dass der Stablecoin von Société Générale so konzipiert ist, dass er auf verschiedenen Plattformen und zwischen verschiedenen Finanzdienstleistern verwendet werden kann. Er wies auch darauf hin, dass Token-Inhaber keinem Risiko gegenüber der französischen Bank selbst ausgesetzt wären und „direkten Rückgriff auf die Sicherheit des Stablecoins“ hätten, da die Euro in einem von einem Dritten verwalteten Trust gehalten würden.
Die Einführung des EUR CoinVertible durch die Société Générale markiert einen bedeutenden Schritt für traditionelle Finanzinstitute in den Bereich des Kryptowährungshandels und könnte eine neue Ära der Integration von digitalen Vermögenswerten in die Mainstream-Finanzwelt einläuten. Mit der bevorstehenden Einführung der Mica-Verordnung und zunehmendem Interesse an der Tokenisierung von Vermögenswerten könnte der Stablecoin von Société Générale eine wichtige Rolle im zukünftigen Finanzmarkt spielen.