Polnische Landwirte blockieren Grenzübergänge zur Ukraine
Am Mittwoch sollten Notfallgespräche zwischen den Landwirtschaftsministern von Warschau und Kiew stattfinden, da polnische Landwirte im Zuge eines erneuten Streits über Getreideimporte die Grenzübergänge zur Ukraine blockierten. Die daraus resultierenden Proteste haben auch die Einfuhr ukrainischer Waren per Bahn nach Polen beeinträchtigt.
Blockaden und Proteste
Demonstranten an sechs Straßenübergängen blockierten oder behinderten die Durchfahrt von etwa 7.000 Lastwagen aus der Ukraine nach Polen und etwa 2.500 Lastwagen in die andere Richtung. Laut Schätzungen der ukrainischen Grenzwarteschlangen-Registrierungsseite könnten die Lastwagen gezwungen sein, zwischen 13 Tagen und zwei Monaten auf die Überquerung zu warten, was an der Grenze zu einer ähnlichen Krisensituation wie Ende letzten Jahres führen könnte. Damals hatten protestierende polnische Transportunternehmen die Übergänge mehr als zwei Monate lang blockiert.
Eskalation des Streits
Die Agrarproteste brachen aus, als einige polnische Bauern ukrainisches Getreide aus wartenden Güterzügen verschütteten, was in Kiew Empörung auslöste. Der ukrainische Infrastrukturminister warf den Demonstranten vor, “außer Kontrolle” zu sein, während der Botschafter des Landes in Polen die polnische Polizei aufforderte, die Bauern zu bestrafen, die an Sabotageakten gegen Lebensmittelexporte beteiligt waren.
Neue Forderungen und Reaktionen
Die neue Koalitionsregierung Polens hat die Ukraine aufgefordert, die Gespräche am Mittwoch zu nutzen, um neue Garantien anzubieten, dass ihre Lebensmittelexporte die polnische Landwirtschaft nicht gefährden. Premierminister Donald Tusk versucht, die Beziehungen zu Kiew zu verbessern und bot volle Unterstützung für dessen Kriegsanstrengungen an, ohne jedoch die Landwirte und andere inländische Wirtschaftsinteressen zu beeinträchtigen.
Internationale Reaktionen
Der ukrainische Präsident Selenskyj nannte die Proteste eine “völlige Verspottung” der Ukrainer, die daran arbeiteten, ihre Wirtschaft unter russischem Beschuss am Leben zu halten. Die Ukraine ist für Handel und Reisen stark auf ihre Westgrenzen angewiesen, da andere Handelswege blockiert sind. Die Proteste in Polen finden statt, während Landwirte in ganz Europa auf die Straße gehen, um ihrer Wut über verschiedene Themen Ausdruck zu verleihen.
Weitere Entwicklungen
Als Reaktion auf die Agrarproteste, die auch in anderen EU-Ländern stattgefunden haben, stimmte Brüssel zu, ab Juni Obergrenzen für ukrainische Importe von Geflügel, Fleisch und Zucker festzulegen. Die ukrainische Eisenbahngesellschaft betonte, dass alle Waggons von den polnischen Behörden an der Grenze kontrolliert und versiegelt würden, was es für ukrainisches Getreide unmöglich mache, auf den polnischen Markt zu gelangen.
Die Ereignisse führten zu erneuten Spannungen zwischen den beiden Ländern und verdeutlichen die Komplexität der Beziehungen und Interessen in der europäischen Agrarwirtschaft. Energische Verhandlungen und Maßnahmen zur Deeskalation sind entscheidend, um die Situation zu lösen und die Handelsbeziehungen zu erhalten.