Die tschechische Regierung plant den Bau von bis zu vier neuen Atomreaktoren. Bisherige Ausschreibungen haben gezeigt, dass es kostengünstiger sein könnte, mehrere Reaktoren gleichzeitig zu bauen. Deshalb sollen interessierte Unternehmen verbindliche Angebote für bis zu vier neue Reaktoren abgeben. Die Ausschreibungsfrist wurde bis zum 15. April 2024 verlängert.
Die neuen Reaktoren sollen am Standort Dukovany entstehen. České Energetické Závody (ČEZ) hat die Genehmigung erhalten, die Kapazität des dortigen AKW um zwei Druckwasserreaktoren mit je 1200 MW zu erweitern. Infrage kommen dafür nur zwei Bieter: EDF aus Frankreich und Korea Hydro & Nuclear Power (KHNP). Westinghouse wurde im bisherigen Verfahren ausgeschlossen, da ihr Angebot unverbindlich war.
Laut dem tschechischen Industrieminister Jozef Síkela könnte der Preis pro Block um bis zu 25 Prozent sinken, wenn mehrere Reaktoren gleichzeitig bestellt werden. Die tschechische Regierung hofft auf Synergien, die sich aus der Bauvorbereitung, der Lieferung von Materialien und Komponenten ergeben.
Ministerpräsident Petr Fiala argumentiert, dass der Ausbau der Atomkraft notwendig sei, um den Wohlstand der Tschechischen Republik zu erhalten und ausreichend Strom zu günstigen Preisen zu erzeugen. Der Betriebsbeginn des ersten neuen Reaktors ist für Ende 2036 geplant. Dies soll dem prognostizierten höheren Stromverbrauch in Tschechien entgegenwirken, insbesondere da Kohlekraftwerke stillgelegt werden und in absehbarer Zukunft nur noch Teile des AKW Temelín in Betrieb sein sollen.
Jedoch gibt es noch eine rechtliche Unwägbarkeit bezüglich KHNP: Westinghouse klagt gegen das südkoreanische Unternehmen, um zu verhindern, dass das Reaktordesign APR1400 ohne deren Erlaubnis exportiert wird. Die tschechische Regierung hat sich jedoch von den Bietern bestätigen lassen, dass sie die Rechte an der von ihnen angebotenen Technik besitzen. Außerdem hat KHNP sein APR1400-Design für Dukovany modifiziert.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die weitere Entwicklung rund um den Bau der neuen Atomreaktoren in Tschechien gestalten wird. Die Entscheidung könnte langfristig eine bedeutende Rolle für die Energieversorgung des Landes spielen.
