Nach Ermordung von Staatsanwalt
Ecuadorianische Armee marschiert in Gefängnis ein
18.01.2024, 18:39 Uhr
Eine Geiselnahme in einem TV-Studio und der Staatsanwalt wird hingerichtet. Bandengewalt plagt Ecuador. Politiker versprechen, mit aller Härte dagegen vorzugehen. Dazu gehört auch ein Einsatz in einem Gefängnis, aus dem der größte Drogenboss des Landes vor ein paar Wochen ausgebrochen ist.
Mit einem Großaufgebot von Hunderten Sicherheitskräften sind Polizei und Militär in der ecuadorianischen Hafenstadt Guayaquil in einen Gefängniskomplex eingedrungen. „Armee- und Polizeikräfte führen einen weiteren Einsatz durch“, erklärte die Armee im Onlinedienst X, früher Twitter. Ziel sei es, die innere und äußere Umgebung der Haftanstalt zu kontrollieren. AFP-Journalisten sahen am Morgen Panzer vor dem weitläufigen Komplex stehen.
Ein von der Armee verbreitetes Video zeigte, wie schwer bewaffnete und vermummte Soldaten in das Gefängnis eindringen. Die Behörden machen keine weiteren Angaben zu den Gründen für den Einsatz. Allerdings handelte es sich um dasselbe Hochsicherheitsgefängnis, aus dem vor fast zwei Wochen einer der mächtigsten Drogenbosse des Landes, José Adolfo Macías alias „Fito“, ausgebrochen war. Sein Ausbruch war der Auslöser für eine beispiellose Welle von Gewalt in dem südamerikanischen Land.
Präsident Daniel Noboa erklärte daraufhin den Ausnahmezustand, setzte die Armee gegen das organisierte Verbrechen ein und verhängte eine nächtliche Ausgangssperre. Die Banden schlugen zurück und erklärten der Staatsgewalt den „Krieg“. Mit Gefängnisaufständen, Geiselnahmen und Anschlägen terrorisieren sie seitdem das ganze Land, rund 20 Menschen wurden bereits getötet.
Bandengewalt gegen Politiker stark zugenommen
Ebenfalls in der Hafenstadt Guayaquil war am Mittwoch der Staatsanwalt ermordet worden, der die Ermittlungen zu einer aufsehenerregenden Geiselnahme in einem Fernsehstudio leitete. Laut Behördenangaben wurde César Suárez in seinem Auto erschossen. Keine 24 Stunden später gab die Polizei die Festnahme von zwei Verdächtigen bekannt.
Ecuador liegt zwischen Kolumbien und Peru und galt lange als vergleichsweise friedlich und stabil. In den vergangenen Jahren wurde das Land dann selbst zu einer Drehscheibe für den internationalen Drogenhandel. Inzwischen hat auch die Gewaltkriminalität massiv zugenommen. Im August vergangenen Jahres wurde der Präsidentschaftskandidat Villavicencio bei einer Wahlkampfveranstaltung erschossen. Die Bandenkriminalität hört auch in Gefängnissen nicht auf. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen.