Europas militärische Abhängigkeit von den USA
Stand: 13.03.2024 | Lesedauer: 2 Minuten
Die europäische Debatte um größere Souveränität in der Rüstungsindustrie dürfte neues Feuer bekommen. Denn die Abhängigkeit von den USA ist gewachsen, wie eine aktuelle Analyse schwedischer Friedensforscher zeigt. Ein Land in Europa erlebte allerdings einen Aufstieg.
Europas zunehmende Abhängigkeit von US-Waffenlieferungen
Europas Streitkräfte sind in den vergangenen Jahren immer stärker von US-Waffenlieferungen abhängig geworden, wie eine Analyse des schwedischen Friedensforschungsinstituts Sipri zeigt. Zwischen 2019 und 2023 haben sich die Rüstungsimporte der Europäer im Vergleich zur vorangegangenen Periode verdoppelt. Laut der Analyse stammen 55 Prozent aller Waffenimporte Europas in diesem Zeitraum aus den USA – im Gegensatz zu den 35 Prozent in den Jahren 2014 bis 2018.
Einflüsse des Ukraine-Kriegs und politische Konsequenzen
Die Warenströme in Europa werden auch maßgeblich vom Ukraine-Krieg beeinflusst. Die Ukraine ist zu Europas größtem Waffenimporteur aufgestiegen und rangiert weltweit bereits auf Platz vier, hinter Ländern wie Indien, Saudi-Arabien und Katar. Dieser rapide Anstieg der Waffenimporte in Europa dürfte die politischen Forderungen und Pläne der EU-Kommission nach einer größeren Souveränität in der Rüstungsproduktion weiter vorantreiben.
Deutschland als Großeinkäufer bei US-Konzernen
Deutschland spielt eine bedeutende Rolle als Kunde bei US-Rüstungsunternehmen. Mit einem 100 Milliarden-Rüstungssonderbudget ist Deutschland ein Großeinkäufer von Rüstungsgütern aus den USA. Insbesondere der US-Kampfjet F-35 erfreut sich großer Beliebtheit – allein dieses Modell trägt knapp ein Viertel aller US-Waffenexporte weltweit bei.
Frankreichs Aufstieg als Rüstungsexportnation
Frankreich ist in den vergangenen Jahren als Rüstungsexportnation deutlich aufgestiegen. Die Exporte stiegen um 47 Prozent im Vergleich zur vorherigen Periode, was Frankreich erstmals seit mehr als dreißig Jahren auf Platz zwei hinter den USA katapultierte. Besonders der Export des Rafale-Kampfjets trug zu diesem Aufstieg bei.
Deutschlands Platzierung im internationalen Waffenhandel
Deutschland liegt unverändert hinter China auf Platz fünf der Waffenexportländer. Während Frankreich seine Ausfuhren steigerte, gingen die deutschen Waffenexporte um 14 Prozent zurück. Die meisten deutschen Waffenexporte gingen nach Ägypten, in die Ukraine und nach Israel.
Rückgang der Waffenexporte aus Russland
Eine auffällige Entwicklung ist der starke Rückgang der Waffenexporte aus Russland. In der Fünf-Jahresbetrachtung sanken die Exporte um 53 Prozent gegenüber der vorherigen Periode. Dieser Trend setzte sich weiter fort, ohne dass eine Trendwende absehbar wäre.
Insgesamt verdeutlicht die Analyse von Sipri die zunehmende Abhängigkeit Europas von US-Waffenlieferungen und die Veränderungen in der internationalen Rüstungslandschaft. Die Diskussion um Souveränität und Unabhängigkeit in der Rüstungsproduktion dürfte damit weiter an Fahrt aufnehmen.