Die NATO feiert ihren 75. Geburtstag, und seit ihrer Gründung haben Debatten über ihren Nutzen und Zweck fortgedauert. Trotzdem sie in Frage gestellt wurde und sogar als “hirntot” bezeichnet wurde, bleibt sie relevant. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine wurde die Bedeutung der NATO wieder deutlich. Neben der kollektiven Verteidigung des Bündnisgebiets diskutiert man auch über die Möglichkeit, dass die NATO zur Weltpolizei werden könnte.
Politologen wie Johannes Varwick warnten jedoch davor, die NATO zu einer globalen Polizei zu machen. Varwick erkannte bereits früh die Komplexität neuer Sicherheitsbedrohungen und die Schwierigkeiten einer automatischen Reaktion seitens der NATO. Er betonte die Notwendigkeit flexibler und differenzierter Engagementansätze der Mitgliedsstaaten. Auch die öffentliche Unterstützung für Auslandseinsätze der NATO-Streitkräfte gestaltet sich schwierig, wie der Kosovo-Krieg zeigte.
In Anbetracht der amerikanischen Präsidentschaftswahlen warnten Experten bereits vor einer Zunahme der Verantwortung Europas für die eigene Sicherheit. Die NATO müsse laut Theo Sommer europäischer werden und sich auf ihre Kernfunktion der Verteidigung der Bündnispartner konzentrieren. Eine enge transatlantische Zusammenarbeit auf Augenhöhe wurde angestrebt, um die NATO als politisches Forum für offene Diskussionen zu nutzen. Die Frage nach einer effektiven Verteidigungspolitik und gemeinsamen Sicherheitszielen bleibt ein zentraler Punkt für die Zukunft der NATO.
