TOKIO: Japan hat am Mittwoch ein Gesetz verabschiedet, das den Betrieb von Kernreaktoren über 60 Jahre hinaus erlaubt, um den Sektor neu zu beleben, um Energieherausforderungen und Klimaziele zu bewältigen.
Mit dem Gesetzentwurf soll „ein Stromversorgungssystem geschaffen werden, das eine kohlenstofffreie Gesellschaft ermöglicht“, sagte ein Parlamentssprecher gegenüber AFP.
Nach den neuen Regeln bleibt die Altersgrenze technisch gesehen bei 60 Jahren, es sind jedoch Ausnahmen für Reaktoren zulässig, deren Betrieb aus „unvorhersehbaren“ Gründen unterbrochen werden musste.
Dazu können Änderungen der Sicherheitsrichtlinien oder einstweilige Verfügungen eines Gerichts gehören.
Die neuen Regeln ermöglichen es den Betreibern, Stillstandszeiten bei der Berechnung der Gesamtbetriebsjahre auszuschließen.
Allerdings benötigen die Betreiber für die Ausnahme die Genehmigung der japanischen Aufsichtsbehörde für nukleare Sicherheit, und das Gesetz sieht auch Maßnahmen vor, die die Sicherheitskontrollen an alternden Reaktoren verstärken sollen.
Die Regierung wolle „eine stabile Stromversorgung sicherstellen und gleichzeitig die Nutzung kohlenstofffreier Stromressourcen fördern“, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums für Wirtschaft, Handel und Industrie.
Mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke erzeugen etwa 70 % des gesamten Stroms in Japan.
Der Schritt erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die Regierung einen Nuklearsektor wiederbeleben will, der nach der durch einen tödlichen Tsunami verursachten Katastrophe in Fukushima im Jahr 2011 vom Netz genommen wurde.
Die meisten Atomreaktoren Japans sind heute noch außer Betrieb, aber die globale Energiekrise hat die Debatte zu diesem Thema neu entfacht und Umfragen zeigen, dass die öffentliche Meinung zur Kernenergie nachlässt.
Einige Gesetzgeber und Bürger sagten, der neue Gesetzentwurf sei überstürzt und ohne angemessene Beratung verabschiedet worden und die Bedenken der Öffentlichkeit hinsichtlich der Sicherheit alternder Reaktoren seien nicht angemessen berücksichtigt worden.
Wirtschafts-, Handels- und Industrieminister Yasutoshi Nishimura sagte Reportern, dass die Regierung weiterhin landesweite persönliche oder Online-Briefing-Sitzungen abhalten werde, um das öffentliche Verständnis des Gesetzes zu vertiefen.
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