Das Tourette-Syndrom – mehr als nur “Schimpfwörter-Tics”
Das “Gilles de la Tourette-Syndrom”, kurz Tourette-Syndrom, ist eine neuro-psychiatrische Erkrankung, die vor allem durch unkontrollierbare Tics gekennzeichnet ist. Dabei handelt es sich um kurze, schnelle Bewegungen oder unabsichtliche Lautäußerungen. Doch was genau ist Tourette und wie äußert es sich?
Ein wichtiger Fakt ist, dass das Tourette-Syndrom bei jedem Betroffenen unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Einfache motorische Tics, wie Augenblinzeln oder Grimassen ziehen, sind dabei die häufigste Form von Tics. Aber auch komplexe motorische Tics wie Springen oder Hüpfen können vorkommen. Vokale Tics sind unabsichtliche Lautäußerungen wie Räuspern oder Husten. Die Vorstellung vom laut fluchenden Tourette-Erkrankten ist allerdings falsch, denn Koprolalie, das unwillkürliche Aussprechen von Schimpfwörtern, ist kein essenzielles Merkmal des Tourette-Syndroms.
Das Tourette-Syndrom ist eine Spektrum-Erkrankung, denn sowohl die Tics als auch die Begleitsymptome, wie zum Beispiel Zwangsstörungen oder Depressionen, können bei jedem Betroffenen unterschiedlich auftreten und schwanken im Laufe der Zeit. Deshalb ist eine Prognose über die Dauer der “guten” oder “schlechten” Phasen nicht möglich.
Die Ursache des Tourette-Syndroms ist nach wie vor ungeklärt, doch gilt es in großen Teilen als genetisch bedingt. Auch wenn die Tics bei den meisten Betroffenen nach der Pubertät aufhören, können sie bei anderen ein Leben lang anhalten. In diesen Fällen lassen sie sich zum Beispiel mit verhaltenstherapeutischen Verfahren oder medikamentös behandeln.
In Deutschland leben etwa 805.000 Menschen mit Tourette, das entspricht einem Prozent der Gesamtbevölkerung. Um das Wissen über diese neurologische Störung zu verbessern und Vorurteile abzubauen, wurde der 7. Juni zum “Europäischen Tag zur Sensibilisierung für das Tourette-Syndrom” erklärt. Es ist wichtig, dass die Betroffenen nicht stigmatisiert werden und das Verständnis für ihre Situation in der Gesellschaft wächst.