Humanitäre Krise in Gaza: Die ineffiziente Hilfe aus der Luft
Uneffektive Hilfslieferungen per Fallschirm
Essenspakete per Fallschirm – die neueste Variante der humanitären Hilfe für Gaza enthüllt ein Scheitern. Hilfsgüter aus der Luft sind die teuersten und ineffizientesten Form: Man kann nicht kontrollieren, ob und wo die Güter landen, wer sie entgegennimmt und was mit ihnen geschieht.
Politische Hintergründe
Normalerweise macht man so etwas nur, wo Menschen von der Außenwelt komplett abgeschnitten sind, etwa unter Belagerung oder wegen einer Naturkatastrophe. Nichts davon ist in Gaza der Fall. Der Norden des Gazastreifens steht unter der Kontrolle der israelischen Armee. Nur wenige Kilometer entfernt, auf israelischem Staatsgebiet, gibt es alle Güter des Überlebens in Hülle und Fülle.
Dass nun Drittländer dort Nahrung aus der Luft abwerfen, hat ausschließlich einen politischen Grund: Israel riegelt ein israelisch kontrolliertes Gebiet samt seiner Bevölkerung komplett von jeder Versorgung ab. Die Grenzübergänge aus Israel im nördlichen Gazastreifen sind dicht. Der Seeweg ist gesperrt.
Schwierigkeiten bei der Hilfe aus Ägypten
Die humanitäre Hilfe aus Ägypten ist ein bürokratischer Hürdenlauf: Güter werden erst quer durch die gesamte Sinai-Halbinsel gefahren, dann an einen ägyptisch-israelischen Grenzübergang kontrolliert, dann nach Rafah gebracht, im Niemandsland an der Grenze abgeladen, von palästinensischen Fahrern wieder aufgeladen und dann ohne jeden Schutz weitertransportiert. Schon unmittelbar hinter der Grenze im südlichen Gazastreifen ist die Not so immens, dass die weiter entfernten Gebiete im nördlichen Gazastreifen nur selten erreicht werden.
Kritik an Israel und internationale Verantwortung
Vier Monate nachdem Israel in den Gazastreifen einmarschiert war, ist dieser unerträgliche Zustand nicht mit dem völkermörderischen Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 zu rechtfertigen. Man kann nicht monatelang zwei Millionen Menschen beherrschen, ihnen alle Lebensgrundlagen nehmen und gleichzeitig jede Verantwortung für ihr Leben von sich weisen. Entweder ist das beabsichtigt, dann ist der Völkermordvorwurf gegen Israel nicht von der Hand zu weisen. Oder es ist nicht beabsichtigt, dann haben Israel und seine internationalen Verbündeten versagt.
Lösungsansätze
Langfristig braucht der Gazastreifen eine internationale Verwaltung. Kurzfristig braucht die humanitäre Hilfe internationalen Geleitschutz und Schutzzonen für die Bevölkerung. Dies wäre eigentlich die Aufgabe der Vereinten Nationen. Auch dies will Israel nicht und führt gegen UN-Instanzen eine Kampagne der Verunglimpfung. Vielleicht sollten die US-Flugzeuge über Gaza nicht nur Fallschirme mit Care-Paketen abwerfen, sondern US-Fallschirmspringer zur Besetzung des Gebiets und zum Schutz seiner Menschen. Wenn erst Hunderttausende Palästinenser verhungert sind, ist es zu spät.