Am 26. April 1986 kam es im Kernkraftwerk Tschernobyl zum bis heute schwersten Atomunglück der Welt. Zehn Tage lang wurden große Mengen radioaktiver Stoffe in der Atmosphäre freigesetzt. Bis heute gilt das Gebiet als Sperrzone, da das Krebsrisiko noch immer deutlich erhöht ist.
Wölfe leben trotz hoher Strahlung
Beinahe 38 Jahre sind vergangen, seitdem das Unglück geschah. Das Gebiet ist weiterhin menschenleer, aber Wildtiere haben es sich zurückerobert. Dazu gehören auch mehrere Wolfsrudel. Die Evolutionsbiologin und Umwelttoxikologin Cara Love von der Princeton University in den USA hat untersucht, wie die Wölfe von Tschernobyl trotz der heftigen radioaktiven Belastung überleben.
Widerstandsfähigkeit gegen erhöhtes Krebsrisiko
Im Jahr 2014 besuchte Love gemeinsam mit ihrem Forscherteam das Kernkraftwerk. Sie legten den Wölfen Funkhalsbänder an und nahmen ihnen Blut ab. Die Forschungsergebnisse, die sie auf der Jahrestagung der “The Society for Integrative & Comparative Biology” vorstellen wird, zeigen, dass die Tschernobyl-Wölfe täglich einer Strahlung von mehr als das Sechsfache des gesetzlichen Sicherheitsgrenzwerts für Menschen ausgesetzt sind. Es wird zudem festgestellt, dass die Wölfe über ein verändertes Immunsystem verfügen, das denen von Krebspatienten ähnelt, die eine Strahlentherapie durchmachen. Doch entscheidenderweise haben sie auch bestimmte Teile des Wolfsgenoms identifiziert, die resistent gegen ein erhöhtes Krebsrisiko zu sein scheinen.
Suche nach schützenden Mutationen
Bisherige Forschungsarbeiten konzentrierten sich auf Mutationen, die das Krebsrisiko erhöhen. Das Team um Love will hingegen schützende Mutationen identifizieren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Krebs zu überleben. Aufgrund der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine müssen die Forschungsarbeiten vor Ort leider ruhen. Die Sicherheit der Mitarbeiter hat oberste Priorität betont Love.
Der Artikel ist ein Beispiel für die unglaubliche Anpassungsfähigkeit der Natur, selbst in extremen und von Menschen verursachten Umgebungen. Die Untersuchungen von Cara Love und ihrem Team liefern wichtige Erkenntnisse darüber, wie Tiere trotz hoher Strahlung überleben können.
