Charmeoffensive aus Peking
Xi rollt US-Firmenchefs den roten Teppich aus
27.03.2024, 15:33 Uhr
China und die USA liegen in der Handelspolitik über Kreuz. Vergangenes Jahr gingen die ausländischen Direktinvestitionen in China deutlich zurück. Für neues Geld legt sich die Führung in Peking mächtig ins Zeug. Xi Jinping startete eine Charmeoffensive.
China treibt eine Charmeoffensive zum Anlocken ausländischer Direktinvestitionen auf höchster Ebene voran. Präsident Xi Jinping traf führende Vertreter der US-Wirtschaft in der großen Halle des Volkes in Peking. Unter den rund 20 ausschließlich männlichen Firmenkapitänen waren unter anderem Stephen Schwarzman, Mitbegründer und CEO der Private-Equity-Firma Blackstone, Fedex-Chef Raj Subramaniam und Cristiano Amon, der den Chip-Hersteller Qualcomm führt. „Die Geschichte der chinesisch-amerikanischen Beziehungen ist eine Geschichte des freundschaftlichen Austauschs zwischen unseren beiden Völkern“, sagte Xi laut staatlichen Medien. Er forderte die beiden Länder auf, “Gemeinsamkeiten zu suchen und mehr Konsens zu schaffen”.
Laut einem Insider dauerte das Treffen rund 90 Minuten. Die Zusammenkunft am heutigen Mittwoch folgte auf ein Treffen im November mit US-Führungskräften in San Francisco, bei dem Xi mit Applaus im Stehen bedacht wurde. Doch liegen China und die USA in der Handelspolitik über Kreuz. Zudem sorgen die Taiwan-Frage und umstrittene Gebietsansprüche der Volksrepublik im Südchinesischen Meer für Zündstoff.
Direktinvestitionen schrumpfen
“Chinas Entwicklung hat alle Arten von Schwierigkeiten und Herausforderungen durchlaufen, um dorthin zu gelangen, wo es heute steht”, sagte Xi laut staatlichen Medien. Trotz lauter Unkenrufe habe die Entwicklung bisher ihren Höhepunkt nicht anders erreicht. Die Führung in Peking möchte das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr ankurbeln, nachdem die ausländischen Direktinvestitionen in China im Jahr 2023 um acht Prozent zurückgegangen sind.
Die Volksrepublik stellt ausländischen Unternehmen angesichts sinkender Investitionen nunmehr ein Ende der Benachteiligung in Aussicht. Sie sollen künftig genauso behandelt werden wie heimische Unternehmen, hatte Vizehandelsminister Guo Tingting jüngst gesagt, aber keine Details genannt. Auch sollen wichtige Bereiche der Industrie und der Finanzbranche eröffnet, mehr Marktchancen geschaffen und ein multilaterales Handelssystem mit der WTO als Kernstück entschlossen verteidigt werden.
Seit Jahren klagen westliche Firmen über einen ungleichen Marktzugang in China. Zugleich ermutigen westliche Regierungen die Unternehmen im Rahmen einer sogenannten De-Risking-Strategie, Lieferketten und Betriebe außerhalb Chinas zu verlegen, um weniger wirtschaftlich abhängig von der Volksrepublik zu werden. Peking hat viele Investoren mit der Einführung eines umfassenden Anti-Spionage-Gesetzes, rigider Corona-Beschränkungen und Razzien bei Beratungsunternehmen verschreckt.