Die Prüfung eines möglichen Spionagefalls im Straßburger Eurokorps
Die Regierung in Warschau hat begonnen, die Sorgen der Verbündeten im Zusammenhang mit einem potenziellen Spionagefall im Straßburger Eurokorps zu mildern. Der polnische Verteidigungsminister Władysław Kosiniak-Kamysz erklärte in einem Fernsehinterview, dass der Fall derzeit geprüft werde und betonte, dass eine Anschuldigung zu diesem Zeitpunkt nicht angemessen sei. Er wies jedoch darauf hin, dass die Einleitung einer solchen Überprüfung immer eine ernste Angelegenheit darstelle.
Der polnische General Jarosław Gromadziński wurde überraschend nach Warschau beordert, nachdem neue Informationen über ihn aufgetaucht waren. Die polnische Spionageabwehr SKW hat sein Sicherheitszertifikat einem Kontrollverfahren unterzogen. Ein Militärkommandeur ohne gültiges Sicherheitszertifikat hat keinen Zugang zu geheimen Informationen und darf ein Verband wie das Eurokorps nicht führen, dem im Ernstfall bis zu 60.000 Soldaten mehrerer Länder angehören können.
Nachfolger haben „gigantische Erfahrung“
Laut dem Verteidigungsminister gibt es keine Beunruhigung zwischen Polen und den Verbündeten, da letztere rechtzeitig informiert wurden. Die Situation wird als schwierig, aber unter Kontrolle beschrieben. General Piotr Błazeusz, bisher erster Stellvertreter des Generalstabschefs der polnischen Streitkräfte, wurde als Gromadzińskis Nachfolger benannt. Er verfügt über eine „gigantische Erfahrung“, unter anderem als Kommandeur der polnischen Einheiten in Afghanistan.
General Gromadziński äußerte sich ebenfalls zu dem Vorfall und versicherte, dass er stets dem Wohl des Dienstes und des Vaterlands Vorrang eingeräumt habe. Er betonte, dass er sich keiner Schuld bewusst sei und darauf vertraue, dass die Überprüfung durch die SKW positiv für ihn ausfallen werde.
Gromadziński galt als Mann der PiS
Die Absetzung Gromadzińskis, der unter der ehemaligen PiS-Regierung zum General ernannt wurde, stieß bei Polens Militärs offenbar auf Unmut. Ranghohe Kameraden äußerten ihre Unterstützung für den General auf Twitter und bezeichneten die Absetzung als potenzielle „Rache“. Es wird spekuliert, dass die Überprüfung des Militärs lange dauern könnte.
Der letzte Tweet des Generals vor seiner Abberufung bezog sich auf seinen Stellvertreter Adam Marczak als möglichen Kommandeur des Eurokorps. Marczak war zuvor Stabschef der EUFOR, der EU-Stabilisierungsmission in Bosnien-Herzegowina. Sein überraschender Tod außerhalb der Dienstzeit wurde von der Polnischen Armeeführung bestätigt.