
In Norwegen hat sich das Parlament für den Abbau Seltener Erden vor seiner Küste ausgesprochen. Den Anfang von Bohrungen bedeutet das noch nicht. Umweltaktivisten und Forscher warnen bereits vor den Folgen.
Seltene Erden aus Norwegens Meeresboden
Eine Manganknolle ist ein kleiner schwarzer Brocken, etwa so groß wie eine Kartoffel. Aber die hat es in sich: Sie enthält neben Mangan auch Seltene Erden, die für grüne Technologien wie den Bau von Windkraftanlagen oder Elektroautos eine Schlüsselrolle spielen. Der Haken: Die Knolle wächst in bis zu 6.000 Metern Tiefe – am Meeresboden des norwegischen Festlandsockels. Ein Bereich, der bisher vom kommerziellen Mining verschont geblieben ist.
Doch das könnte sich bald ändern. Denn die Regierung in Oslo treibt das Vorhaben voran, mehr als 280.000 Quadratkilometer der Fläche ihres Meeresbodens für den Tiefseebergbau schrittweise zu öffnen. Nun stimmte das Storting, auch das norwegische Parlament in Oslo, für diesen Plan.
Forschungsbedenken und politische Entscheidung
Pedro Ribiero, Leiter des Zentrums für Meeres-Tiefenforschung in Bergen, warnt vor irreversiblen Umweltschäden durch den Tiefseebergbau. Auch im November des vergangenen Jahres hatten rund 120 EU-Parlamentarier appelliert, gegen den Tiefseebergbau zu stimmen. Dennoch wird der Plan bisher von allen vier großen norwegischen Parteien unterstützt – einschließlich der Opposition.
Kontroverse Diskussion
Norwegens Energieminister Terje Aasland verteidigt das Vorhaben und betont, dass das Land auf nachhaltige Weise vorgehen werde. Kritiker zweifeln an dieser Argumentation, da die Auswirkungen des Tiefseebergbaus noch nicht ausreichend erforscht seien.
Seltene Erden für die Energiewende?
Die Mitte-Links-Regierung führt den enormen Bedarf an Mineralien und Seltenerdmaterialien für die grüne Energiewende als Argument für den Tiefseebergbau an. Kaja Lønne Fjærtoft, Expertin für Meeresfragen vom WWF Norwegen, hält diese Argumentation für fragwürdig und kritisiert das Vorgehen.
Aussicht auf Tiefseebergbau
Norwegen ist der größte Öl- und Gasproduzent Europas und sieht sich nun mit dem Druck konfrontiert, neue Vermarktungsquellen zu erschließen. Die Entscheidung im Parlament bedeutet nicht, dass sofort mit Bohrungen begonnen wird. Unternehmen, die sich für den Abbau interessieren, müssen sich nun beim Parlament um Lizenzen bewerben.