Eine aktuelle Analyse hat ergeben, dass mehr als 40 % der großen Unternehmen, Städte und Regionen weltweit nach wie vor keine spezifischen Ziele zur Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen gesetzt haben. Diese besorgniserregende Feststellung wurde im Rahmen einer jährlichen Bestandsaufnahme veröffentlicht, die den Fortschritt im globalen Kampf gegen den Klimawandel messen soll.
Die Verpflichtungslücke im Klimaschutz
Die Umfrage, die von Net Zero Tracker, einer Forschungsgruppe der Universität Oxford, durchgeführt wurde, zeigt, dass, obwohl mehr Regierungen und Unternehmen Netto-Null-Zusagen gemacht haben, zahlreiche externe Faktoren wie Kriege, politische Wahlen und wirtschaftliche Schwierigkeiten dazu führten, dass viele dieser Zusagen in den Hintergrund gedrängt wurden. John Lang, Leiter der Energy and Climate Intelligence Unit von Net Zero Tracker, erläutert: “Ein gemeinsames Thema in diesem Bericht ist der anhaltende Mangel an Integrität in allen Bereichen.”
Bevölkerungsstatistiken der Netto-Null-Verpflichtungen
Der Bericht analysierte die Netto-Null-Strategien von 198 Ländern, 706 subnationalen Regionen, 1.186 Städten sowie fast 2.000 börsennotierten Unternehmen. Von den über 4.000 Unternehmen hatten nur 1.750 formelle Netto-Null-Zusagen gemacht, während nahezu 1.700 keine konkreten Ziele festlegten. Bemerkenswert ist, dass etwa 60 % der untersuchten börsennotierten Unternehmen Netto-Null-Ziele verkündet hatten, was eine deutliche Steigerung von 23 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt.
Positive Beispiele und Herausforderungen
Als positive Beispiele für die Umsetzung von Netto-Null-Zusagen nennt der Bericht Unternehmen und Regionen wie Costa Rica, Volvo und den Google-Eigentümer Alphabet. Dennoch zeigen die Daten, dass nur 5 % der analysierten Regionen, Städte und Unternehmen alle geforderten Kriterien für eine robuste Strategie einhielten. Dazu zählen unter anderem detaillierte Pläne für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen.
Mangelnde Berücksichtigung nicht-CO2-Treibhausgase
Ein alarmierender Befund ist, dass etwa die Hälfte der analysierten Regionen und Unternehmen keine Ziele für nicht-CO2-Treibhausgase wie Methan definiert hat. Zudem haben viele Firmen versäumt, die Emissionen ihrer gesamten Wertschöpfungskette zu erfassen oder klarzustellen, inwieweit sie auf Kompensationen angewiesen sind, um ihre Klimaziele zu erreichen. Diese Defizite könnten langfristige negative Auswirkungen auf die Fähigkeit haben, den Klimawandel effektiv zu bekämpfen.
Die internationale Perspektive und Ausblick
Der Bericht hebt hervor, dass 148 Staaten, die 88 % der Weltbevölkerung repräsentieren, Netto-Null-Verpflichtungen eingegangen sind. Allerdings zählen Länder wie Mexiko, Iran und Aserbaidschan, die Gastgeber der COP29-Klimagespräche im November sind, zu den Ausnahmen. Um wirksame Fortschritte zu erzielen, wird gefordert, dass die nächste Runde der national festgelegten Beiträge (NDCs) detailliertere Informationen darüber enthalten muss, wie diese Ziele tatsächlich umgesetzt werden können.
Schlussfolgerung
Es zeigt sich, dass, obwohl einige Fortschritte erzielt wurden, die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel noch lange nicht ausreichend ist. Catherine McKenna, frühere Umweltministerin Kanadas und Vorsitzende einer UN-Expertengruppe für Netto-Null-Verpflichtungen, betont: “Es gab einige gute Fortschritte, aber wir brauchen noch viel mehr.” Die Herausforderungen sind erheblich, doch mit der richtigen Strategie und Integrität könnten die festgelegten Ziele auch erreicht werden.