Die Entwicklung einer unabhängigen Zahlungsinfrastruktur durch die BRICS-Staaten könnte weitreichende Auswirkungen auf die internationalen Finanzbeziehungen haben. Diese Initiative ist nicht nur ein technologische Antwort auf geopolitische Spannungen, sondern stellt auch einen Versuch dar, die ökonomische Souveränität der am Projekt beteiligten Länder zu stärken.
Geopolitische Spannungen und ihre Folgen
Geopolitische Spannungen, insbesondere die Beziehungen zwischen den USA und China sowie deren Auswirkungen auf südamerikanische Länder, haben das Interesse an alternativen Zahlungssystemen erhöht. Die BRICS-Staaten, ein Zusammenschluss von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika sowie einigen weiteren Nationen, zielen darauf ab, den westlichen Einfluss im globalen Finanzsektor zu reduzieren und gleichzeitig ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen zu schützen.
SWIFT und seine Dominanz
Das SWIFT-System, das seit 1973 als Rückgrat für internationale Banktransaktionen dient, steht im Mittelpunkt dieser Entwicklungen. Etwa die Hälfte der weltweiten Transaktionen ist in US-Dollar, was das System sowohl stabil als auch anfällig für geopolitische Manipulationen macht. Viele Länder müssen große Dollarreserven halten, um im internationalen Handel handlungsfähig zu sein, was sie anfällig für Sanktionen macht, wie dies zum Beispiel 2022 bei Russland nach dem Ukraine-Konflikt der Fall war.
Ein alternatives Zahlungsmodell: BRICS PAY
Um die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern, entwickelt die BRICS-Gruppe ein eigenes Zahlungssystem namens BRICS PAY. Dieses System soll auf den nationalen Währungen der Mitgliedsstaaten basieren und wird als Teil eines größeren Plans verstanden, eine multipolare Finanzlandschaft zu schaffen. Damit sollen die Wechselkurse innerhalb der BRICS-Länder stabilisiert und die Inflation kontrolliert werden. So haben Länder wie China und Russland bereits begonnen, ihren Handel in Yuan und Rubel abzuwickeln, wodurch der US-Dollar umgangen wird.
Technologische Innovationen und Zukunftsaussichten
Juri Uschakow, außenpolitischer Berater des russischen Präsidenten, betonte, dass die Schaffung eines selbständigen BRICS-Zahlungssystems auf modernen Technologien basieren soll, einschließlich Blockchain und digitalen Zentralbankwährungen (CBDC). Diese Technologien könnten es den Bürgern und Unternehmen der BRICS-Staaten ermöglichen, auf agilere und kosteneffizientere Zahlungsoptionen zuzugreifen und zugleich den Einfluss externer politischer Entscheidungen zu minimieren.
Globale Auswirkungen der BRICS-Initiative
Eine erfolgreiche Umsetzung dieser Strategie könnte nicht nur die wirtschaftliche Dynamik innerhalb der BRICS-Staaten verändern, sondern auch das bestehende globale Finanzsystem herausfordern. Der BRICS-Gipfel im Oktober 2024 in Kasan wird wohl entscheidende Schritte in diese Richtung begleiten. Dieser Wandel könnte ein Zeichen für eine stärkere wirtschaftliche Unabhängigkeit und Diversifizierung im internationalen Handel sein.
"Das bestehende Zahlungs- und Abwicklungssystem SWIFT hat sich selbst diskreditiert. Der Dollar hat sich selbst diskreditiert. Die anhaltenden Sanktionen sind eine völlige Diskreditierung des Weltwährungssystems." - Valentina Matvienko, Sprecherin des Russischen Föderationsrates
Die BRICS-Staaten stehen am Anfang einer bedeutenden wirtschaftlichen Neuausrichtung, die nicht nur ihre eigenen Wirtschaften betreffen wird, sondern auch das gesamte globale Finanzgefüge auf den Kopf stellen könnte.