Der Kryptomarkt wird von räuberischen VCs dominiert, sagt Analyst
Die Kryptowährungsmärkte haben sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und werden zunehmend von Venture Capitalists (VCs) dominiert. Diese Dominanz hat zu Kritik geführt, insbesondere von Justin Bons, dem Gründer und CIO von Cyber Capital, dem ältesten Kryptowährungsfonds Europas.
Bons kritisiert das derzeit vorherrschende Finanzierungsmodell im Kryptomarkt, das seiner Meinung nach von “räuberischen VCs” beherrscht wird. Diese Situation ist seiner Meinung nach auf regulatorischen Druck zurückzuführen, der Initial Coin Offerings (ICOs) effektiv illegal gemacht hat und somit den gesamten Markt in die Hände von VCs gelegt hat.
Ein weiterer Analyst, Miles Deutscher, hat ähnliche Ansichten geäußert und diese neuen Finanzierungsdynamiken als einen der “grundsätzlichen Fehler” bezeichnet, die verhindern, dass Kryptowährungen neue Höhen erreichen.
Die beiden Analysten sind sich einig, dass das VC-Modell Einzelhändler bestraft und kleine Investoren vertreibt. Bons argumentiert, dass der derzeitige Zustand des Kryptomarktes alles andere als ideal ist. Er weist darauf hin, dass VCs oft zu stark ermäßigten Preisen an “Pre-Pre-Pre-Verkäufen” teilnehmen und später zu überhöhten Preisen an Einzelhändler verkaufen. Diese Praxis sei unfair und ausbeuterisch.
Bons betont die Notwendigkeit, ICOs wieder einzuführen, da diese seiner Meinung nach die Finanzierung im Kryptobereich demokratisiert haben. Er erklärt, dass das aktuelle System mit seinen strengen Anforderungen für akkreditierte Investoren Investitionsmöglichkeiten mit hohen Renditen effektiv für Einzelhandels- und weniger wohlhabende Investoren unerreichbar macht.
Die regulatorischen Hürden, wie umfangreiche Know-Your-Customer (KYC) und Anti-Geldwäsche (AML) Verfahren, erfordern oft Anwälte und Buchhalter im Personal. Darüber hinaus schließen Mindestinvestitionsbeträge, die häufig auf 100.000 US-Dollar oder mehr festgelegt sind, kleinere Investoren häufig von der Teilnahme aus.
Cyber Capitals Gründer argumentiert nachdrücklich für die Wiederkehr von ICOs und verweist darauf, dass viele der größten Decentralized Finance (DeFi) Projekte, darunter Ethereum (ETH), aus vergangenen ICOs stammen. Er behauptet, dass das ICO-Modell erfolgreich war, aber aufgrund des regulatorischen Drucks aufgegeben wurde.
Trotz der Herausforderungen, die durch die Dominanz von VCs entstehen, deuten aktuelle Daten auf eine leichte Erholung der Kryptofinanzierung hin. Laut CryptoRank haben Kryptoprojekte seit März 2024 durchschnittlich monatlich eine Milliarde US-Dollar an Finanzierungsrunden aufgebracht. Dies stellt eine bescheidene Verbesserung gegenüber den Vormonaten dar, blieb jedoch hinter dem VC-Boom in den Jahren 2021-2022 zurück, als Projekte monatlich über 3 Milliarden US-Dollar sammelten.
Insgesamt fordert Bons eine Neubewertung der aktuellen regulatorischen Landschaft. Er argumentiert, dass das Verbot der Beteiligung von Einzelhändlern an Investitionen in der Frühphase nur zu deren Ausbeutung in einem späteren Stadium führt. Der Analyst ist der Meinung, dass es entscheidend für die gesunde Entwicklung des Kryptomarktes ist, die Regulierungsbehörden davon zu überzeugen, Einzelhändlern eine Teilnahme auf Augenhöhe zu ermöglichen.
Obwohl Bons die wichtige Rolle von VCs bei der Finanzierung von Projekten in der Frühphase anerkennt, argumentiert er, dass die Regulierung ihren prominenten Status auf ungesunde Weise künstlich erhöht hat. Er plädiert für eine Rückkehr zu einem offeneren und transparenteren Investitionsmodell, in dem Wissen, anstatt privilegierter Zugang, über den Investitionserfolg entscheidet.