Die Debatte um das Zölibat der römisch-katholischen Kirche
Hintergrund
In einem Interview mit der Times of Malta äußerte sich Erzbischof Charles Scicluna von Malta, der auch stellvertretender Sekretär im Lehrbüro des Vatikans ist, zur Frage des Zölibats in der römisch-katholischen Kirche. Er sprach sich dafür aus, dass die Kirche “ernsthaft darüber nachdenken” sollte, Priestern die Eheschließung zu erlauben. Diese Aussage sorgte für Aufsehen, da Papst Franziskus bislang jegliche Möglichkeit einer Änderung der Zölibatsregel ausgeschlossen hatte.
Historische Perspektive
Scicluna wies darauf hin, dass im ersten Jahrtausend der Kirchengeschichte Priester die Ehe eingehen durften. Auch im östlichen Ritus der katholischen Kirche ist die Ehe für Priester erlaubt. Diese historischen Beispiele zeigen, dass das Zölibat keine unumstößliche Lehre der Kirche ist, sondern eine spätere Disziplin.
Standpunkt von Scicluna
Scicluna betonte, dass die Kirche “viele große Priester verloren habe, weil sie sich für die Ehe entschieden hatten”. Er räumte ein, dass sich Priester manchmal in romantische Beziehungen verwickeln, obwohl das Zölibat von ihnen verlangt. Er sprach sich dafür aus, die Anforderung des Zölibats für Priester zu überdenken.
Historische Präzedenzfälle
Während verheiratete Männer in anderen christlichen Traditionen, wie dem Ostritus der katholischen Kirche, der orthodoxen Kirche, und protestantischen sowie anglikanischen Kirchen, Priester werden dürfen, lehnt die römisch-katholische Kirche diese Praxis bislang ab. Gegner eines verheirateten Priestertums argumentieren, dass das Zölibat es einem Priester ermöglicht, sich ganz der Kirche zu widmen.
Papst Franziskus’ Standpunkt
Papst Franziskus hat bislang jegliche Möglichkeit einer Änderung des Zölibats ausgeschlossen, aber in einem Interview im Jahr 2023 sagte er, dass die Zölibatsregel keine ewige Lehre sei, sondern überarbeitet werden könne.
Kontroverse Entscheidung des Papstes
Im Jahr 2021 lehnte der Papst einen Vorschlag ab, älteren verheirateten Männern die Priesterweihe in abgelegenen Gebieten im Amazonasgebiet zu ermöglichen, wo die Gläubigen nur selten einen Priester zu Gesicht bekamen.
Die Diskussion um das Zölibat der römisch-katholischen Kirche dauert also an, und es bleibt abzuwarten, ob sich in Zukunft eine Änderung in dieser langjährigen Praxis ergeben wird.