Die sächsische Justiz sorgt derzeit weltweit für Ärger unter Krypto-Investoren durch den Verkauf von hunderten Bitcoins seit Mitte Juni. In einer Zeit, in der der Bitcoin-Kurs bereits unter Druck steht, wird damit Geld aus der Staatskasse des Freistaats verschwendet, wie Kritiker betonen. Die Investmentfirma Q21 Capital, die in Kryptowährungs-Fonds investiert, bezeichnet die Vorgehensweise als massive Geldverschwendung.
Die Ursprünge dieser wellenartigen Problematik reichen zurück in die 2010er-Jahre, als mehrere Männer die Plattform movie2k.to betrieben. Durch Raubkopien von Filmen und Serien gelang es ihnen, Werbung auf der Seite zu schalten und die Erlöse in Bitcoin anzulegen. Mit der Zeit häuften sie so 50.000 Bitcoins an, die damals noch einen vergleichsweise geringen Wert hatten. Als die Betreiber schließlich der Justiz ins Netz gingen, gab einer von ihnen 2024 den Ermittlern Zugang zu den Bitcoins, die mittlerweile zu einem beachtlichen Vermögen angewachsen waren.
Obwohl die Generalstaatsanwaltschaft Dresden auf Anfrage keine Details dazu preisgibt, wie mit den beschlagnahmten Bitcoins verfahren wird, sind diese dennoch offenbar im Verkauf. Die Webseite Arkham Intelligence enthüllte, dass die Dresdner Generalstaatsanwaltschaft ungewollt zu einem bedeutenden Bitcoin-Wal geworden ist, der den Markt beeinflussen kann. Unter dem Namen “Deutschland” belegt dieser Wal Platz 16 unter den größten Bitcoin-Konten weltweit und beginnt nun mit umfangreichen Transaktionen, die den Markt belasten.
Ein Asset-Manager von Q21 Capital zeigt sich besorgt über die Auswirkungen dieses Vorgehens auf die sächsische Staatskasse. Seit Mitte Juni wurden rund 10.000 Bitcoins verkauft, was zu einem Kursverlust von 20 Prozent führte. Diese Verkäufe setzen sich fort, was bedeutet, dass der Preis für die sächsischen Bitcoins weiter sinkt. Es wird befürchtet, dass dieser Trend zu erheblichen Einnahmenverlusten führen könnte.
Experten weisen darauf hin, dass ein transparenterer und strategischerer Umgang mit dem Verkauf der Bitcoins vielversprechend wäre. Statt über große Börsen klammheimlich zu handeln, könnten die Bitcoins über einen längeren Zeitraum und zu festgelegten Bedingungen verkauft werden. Dies würde die Kursschwankungen minimieren und potenzielle Käufer wie Staats- oder Pensionsfonds anlocken, die eventuell bereit wären, einen höheren Preis für die deutschen Coins zu zahlen.
Die unkoordinierten Verkäufe der sächsischen Justiz stoßen mittlerweile auch im Bundestag auf Kritik. Die Ex-AfD-Abgeordnete Joana Cotar fordert Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer auf, die Bitcoin-Verkäufe zu stoppen und stattdessen eine nationale Bitcoin-Strategie zu entwickeln. In dieser könnten Kryptowährungen ähnlich wie Gold als strategische Reserve betrachtet werden, um eine langfristige Werterhaltung zu gewährleisten.
Warum genau die sächsische Justiz zu diesem Zeitpunkt entschieden hat, die Bitcoin-Reserven aufzulösen, bleibt vorerst unklar. Möglicherweise dienten vorangegangene Notveräußerungen von Bitcoins, wie im Fall von movie2k.to, als Präzedenzfälle. Diese Entscheidungen haben gezeigt, dass eine unbedachte Veräußerung von Bitcoins zu erheblichen Wertverlusten führen kann, wie es bei einem Anstieg des Bitcoin-Kurses um 200 Prozent nach einer früheren Notveräußerung der Fall war.
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