Die Krypto-Industrie ist im Wandel, denn ab heute gelten in Europa neue Regeln für den Sektor. Die Verordnung Markets in Crypto Assets (MiCA) tritt in Kraft und bringt damit die ersten einheitlichen Regeln für Anbieter von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum in der gesamten EU. Doch was bedeuten diese neuen Regeln genau und wie wirken sie sich auf das Krypto-Ökosystem aus?
### Lizenzpflichten für Krypto-Anbieter
Eine der zentralen Änderungen durch MiCA ist die Einführung von Lizenzpflichten für Krypto-Unternehmen, insbesondere solche, die Dienstleistungen für Retail-Investoren anbieten. Diese Unternehmen müssen sich nun bei einer Finanzaufsichtsbehörde eines europäischen Mitgliedsstaats registrieren lassen. Erhalten sie eine MiCA-Erlaubnis, gilt diese für den gesamten EU-Raum. Zudem wird die Europäische Wertpapierbehörde ESMA die Aufsicht über Unternehmen übernehmen, die mehr als 15 Millionen aktive Nutzer in einem Kalenderjahr haben.
Die Anträge sollen bis zum Jahreswechsel bearbeitet sein, bis dahin gilt für die Antragsteller eine Übergangsfrist. Diese neuen Lizenzpflichten sollen dazu beitragen, mehr Transparenz und Sicherheit in den Krypto-Sektor zu bringen und die Anleger vor Betrug und Missbrauch zu schützen.
### Whitepaper-Pflichten: Mehr Transparenz und Haftbarkeit
Ein weiterer wichtiger Aspekt der MiCA-Verordnung sind die neuen Whitepaper-Pflichten für Krypto-Projekte. Diese müssen nun ein Whitepaper veröffentlichen, das nicht zu technisch formuliert sein darf, damit Investoren einen klaren Überblick über das Projekt erhalten. Das Whitepaper muss den Zweck des Projekts, Risiken sowie Rechte und Pflichten der Anleger klar darlegen.
MiCA macht die Autoren der Whitepaper haftbar für ihre Aussagen. Sollten sich irreführende Versprechungen oder falsche Informationen im Whitepaper finden, können Anleger Schadensersatz fordern. Die Geschäftsführer des Projekts haften in diesem Fall sogar mit ihrem Privatvermögen. Diese neuen Regelungen sollen die Verantwortlichkeit der Krypto-Projekte stärken und Anlegern mehr Sicherheit bieten.
### Stablecoin-Regulierung: Fragezeichen bei USDT
Auch für Stablecoins treten mit MiCA neue Vorschriften in Kraft. Die Verordnung unterteilt Stablecoins in drei Kategorien: Asset-referenced Token (ART), e-Money Token (EMT) und andere Token, die keiner dieser Kategorien angehören. Der Hauptunterschied liegt in dem zugrunde liegenden Asset, das dem Coin Wert verleiht. Bei ARTs sind es in der Regel andere Kryptowährungen wie Ethereum, während EMTs offizielle Währungen wie Euro oder US-Dollar nutzen.
Die Emittenten von Stablecoins unterliegen den gleichen Lizenz- und Transparenzpflichten wie andere Krypto-Anbieter. MiCA fordert insbesondere eine Offenlegung der Rücklagen, mit denen die Coins besichert sind, um Krisen wie den Zusammenbruch des Terra-Ökosystems zu vermeiden. Zudem sind EMTs von einem Zinsverbot betroffen.
Ein besonderes Augenmerk liegt derzeit auf der Lizenzierung des Stablecoin-Platzhirschs Tether. Es scheint im Genehmigungsverfahren zwischen dem Unternehmen und den Regulierungsbehörden zu stocken, was zu Unsicherheit bei Anlegern und Krypto-Börsen führt. Einige Handelsplattformen haben bereits angekündigt, den Handel mit USDT für EU-Nutzer einzustellen oder einzuschränken. Dies zeigt, dass die Regulierung von Stablecoins noch viele offene Fragen aufwirft und die Branche weiterhin in Bewegung ist.
Insgesamt bringt die MiCA-Verordnung wichtige Neuerungen und Regeln für den Krypto-Sektor mit sich, die darauf abzielen, mehr Transparenz, Sicherheit und Verantwortlichkeit in die Branche zu bringen. Diese Schritte sind entscheidend, um das Vertrauen der Anleger zu stärken und das Potenzial von Kryptowährungen als neue Anlageklasse weiter zu entwickeln. Es bleibt abzuwarten, wie sich die neuen Regeln in der Praxis auswirken und ob sie tatsächlich zu einer nachhaltigen Stabilisierung des Krypto-Marktes beitragen werden.
