Führende Investoren erwerben FTX-Klagen im Wert von 250 Millionen US-Dollar
Prominente Akteure im Bereich der notleidenden Schulden steigen in den Markt der FTX Insolvenzklagen ein und erwerben Schulden zu Schnäppchenpreisen mit dem Ziel hoher Gewinne. Gerichtsunterlagen zufolge haben Silver Point Capital, Diameter Capital Partners und Attestor Capital in diesem Jahr über 250 Millionen US-Dollar an FTX-Klagen erworben.
Der Markt für FTX-Schulden wurde durch das Auffinden von Assets durch Anwälte angekurbelt. Einige dieser Klagen werden laut Bloomberg-Reporter Jeremy Hill mittlerweile zu über 30 Cent pro Dollar gehandelt. Der bislang unerschlossene Markt für Insolvenzklagen ermöglicht es Investoren, unbezahlte Forderungen zu stark reduzierten Preisen zu erwerben. Bei Unternehmen in Insolvenz, wie FTX, werden diese Forderungen oft für wenige Cents pro Dollar gekauft.
Nach Angaben von Claims Market beliefen sich die FTX-Klagen laut Stand vom 15. September 2023 auf 33 % des Nettovermögens. Dieser Wert liegt geringfügig unter den Ansprüchen im Zusammenhang mit der Insolvenz des Kryptokreditgebers Celsius Networks, die mit etwa 34 Cent pro Dollar gehandelt werden. Ansprüche von Genesis Global Capital erzielen laut claims-market.com etwa 50 % ihres Gesamtwerts.
“Die Leute haben Karrieren mit Lehman und Madoff gemacht – ich glaube, dass die Leute in FTX eine ähnliche Chance wie bei Lehman oder Madoff sehen”, sagte Thomas Braziel, ein Investor in Insolvenzklagen, gegenüber Bloomberg. Damit bezog er sich auf Schuldenhandel mit dem zusammengebrochenen Lehman Brothers und dem berüchtigten Ponzi-System von Bernie Madoff. Braziel erwähnte weiterhin:
“Ich betrachte diejenigen, die in diesen Verfahren kaufen, als einige der klügsten Leute im Bereich der Notleidenden.”
Historisch gesehen haben Investoren, die Verluste aus dem Mt. Gox-Debakel erlitten haben, ihre Vermögenswerte unter dem Wert der Ansprüche verkauft. Opfer von Bernie Madoff verkauften ihre Ansprüche während der Insolvenzverfahren an Opportunisten. Berichten zufolge handelte es sich dabei größtenteils um gewöhnliche Anleger, die Ansprüche aus dem Pyramidensystem von Madoff gehandelt haben.
Während des Handels mit Ansprüchen nach den größten Unternehmenspleiten umgehen große Investmentbanken in der Regel kleinere Konkursfälle. Doch der offensichtliche Zusammenbruch von FTX in Verbindung mit der Entdeckung von Milliarden von Kryptowährungsvermögen hat Schwergewichtsinvestoren angezogen. Anwälte haben auch Gelder zurückgewonnen, die angeblich bei zweifelhaften Geschäften von FTX-Gründer Sam Bankman-Fried und seinen Partnern verschwendet wurden.
Der Enron-Skandal markierte eine monumentale Unternehmensinsolvenz in der Finanzgeschichte, und auch diese Ansprüche wurden zu stark reduzierten Preisen gehandelt. Die Kernstrategie besteht darin, unerledigte FTX-Rechnungen günstig zu erwerben, mit dem Ziel, mehr als den ursprünglichen Einsatz zurückzuerhalten. Insolvenzverfahren können sich über einen längeren Zeitraum hinziehen und werfen Zweifel über den tatsächlichen Wert von FTX auf. Dennoch überwiegen für erfahrene Experten bei notleidenden Schulden die potenziell enormen Gewinne die Unsicherheiten.
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