Israel nutzt Spyware-Firmen, um Geiseln aufzuspüren

Israels Sicherheitsdienste setzen Spyware-Unternehmen bei der Suche nach Geiseln im Gazastreifen ein

Die Sicherheitsdienste Israels haben Berichten zufolge Spyware-Unternehmen hinzugezogen, um bei der Suche nach Geiseln im Gazastreifen zu unterstützen. Insbesondere der Hersteller der umstrittenen Pegasus-Software, NSO Group, sowie Candiru, die von den Vereinigten Staaten auf der schwarzen Liste stehen, sollen gebeten worden sein, ihre Spyware-Fähigkeiten schnell zu aktualisieren, um den Anforderungen der Sicherheitskräfte gerecht zu werden.

Auch andere Softwarefirmen bieten ihre Dienste größtenteils kostenlos an, um bei den Anfragen der Sicherheitsdienste zu helfen. Diese Informationen stammen von mit der Angelegenheit vertrauten Personen aus der Cybersicherheitsbranche und einem israelischen Regierungsbeamten. Das Verteidigungsministerium hat bisher nicht auf Anfragen nach Kommentaren reagiert und sowohl die israelischen Streitkräfte als auch NSO haben eine Stellungnahme abgelehnt.

Es ist nicht das erste Mal, dass diese Spyware-Unternehmen in die Kritik geraten sind. CitizenLab, eine Forschungsgruppe, hat berichtet, dass Pegasus-Spyware in 45 Ländern entdeckt wurde, darunter auch in Thailand, wo Demokratieaktivisten ins Visier genommen wurden. NSO behauptet, dass sie Pegasus nur an Regierungen verkauft, allerdings ist nicht bekannt, welche thailändische staatliche Einrichtung die Spyware erworben hat und zu welchen Zwecken sie eingesetzt wurde.

Candiru, ein weiteres Unternehmen in der Branche, hat seine Bereitschaft erklärt, die israelischen Kriegsanstrengungen in jeder erforderlichen Weise zu unterstützen.

Laut der israelischen Zeitung Haaretz sind neben NSO und Candiru auch die Überwachungsunternehmen Rayzone und Paragon an den Bemühungen zur Findung der Geiseln beteiligt.

Israel hat NSO und Candiru nie offiziell die Beziehungen abgebrochen, allerdings wurden einige Mitarbeiter der israelischen Verteidigungskräfte aus dem militärischen Reservedienst entlassen, nachdem die Firmen in den USA mit Sanktionen belegt wurden. Ihnen wurde vorgeworfen, autoritären Regimen dabei geholfen zu haben, Journalisten und Dissidenten auszuspähen.

Die Pegasus-Software ermöglicht es Regierungen und Strafverfolgungsbehörden, Mobiltelefone zu hacken und heimlich E-Mails, Telefonanrufe und Textnachrichten aufzuzeichnen. Amnesty International, Citizen Lab und Forensic Architecture haben den Einsatz dieser Spyware in über 60 Fällen dokumentiert, um Regierungskritiker in verschiedenen Ländern anzugreifen, darunter neben Thailand auch Ruanda, Togo, Spanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien, Mexiko, Marokko und Indien.

Das US-Handelsministerium hat NSO und Candiru dieses Jahr auf die schwarze Liste gesetzt und ihnen den Erhalt von Exportverträgen amerikanischer Unternehmen verboten. Daraufhin hat Israel die Anzahl der Länder, in denen diese Technologien legal verkauft werden dürfen, deutlich reduziert.

Gabi Siboni, ein Oberst der Reserve und Experte für Cybersicherheit und Militärstrategie am Jerusalem Institute for Strategy and Security, meint, dass Israel seine Vorgehensweise gegenüber diesen Firmen überdenken sollte und eventuell mehr Budget für diesen Sektor bereitstellen sollte.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird und welche Maßnahmen die israelische Regierung ergreifen wird, um die Geiseln zu befreien.

Die mobile Version verlassen