Großer katholischer Kongress fordert mehr Entscheidungsbefugnisse für Frauen in der Kirche
Ein großer katholischer Kongress, die Generalversammlung der Bischofssynode, hat am Samstag eine wichtige Entscheidung getroffen: Es ist “dringend” notwendig, Frauen mehr Entscheidungsbefugnisse in der Kirche einzuräumen. Die Mitglieder der Synode, darunter auch Papst Franziskus, waren sich einig und veröffentlichten ein 42-seitiges Dokument, in dem sie die Schlussfolgerungen zu verschiedenen Themen, wie der Polygamie und der digitalen Kultur, darlegten.
Die Stellung der Frau in der katholischen Kirche
Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche war eines der Prioritätsthemen während der Beratungen. Seit 2.000 Jahren wird die Kirche von Männern geführt und verbietet sowohl Abtreibung als auch weibliche Priester. Zudem werden Scheidungen nicht anerkannt. In der Abschlusserklärung betonten die Mitglieder der Synode, dass es einen dringenden Bedarf gibt, Frauen in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und ihnen verantwortungsvolle Rollen in der Seelsorge und im Dienst zu ermöglichen.
Umstrittene Frage: Frauen als Diakoninnen
Die Frage, ob Frauen das Amt als Diakoninnen ausüben dürfen, ist umstritten. Während Frauen Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen durchführen können, ist es ihnen nicht erlaubt, Messen zu leiten. Die Mitglieder der Synode forderten weitere theologische und pastorale Untersuchungen zum Zugang von Frauen zum Diakonat. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen auf der nächsten Versammlung der Synode in einem Jahr veröffentlicht werden.
Kritik an der Kirche
In dem Dokument wurde deutlich, dass Frauen auf der Synode ihre Kritik an einer “Kirche, die Wunden verursacht”, geäußert haben. Sie beschwerten sich darüber, dass weiterhin ein Klerikalismus, eine chauvinistische Mentalität und ein unangemessener Einsatz von Autorität das Bild der Kirche prägen. In der Schlussabstimmung erhielten die Abschnitte über Frauen die meisten “Nein”-Stimmen, etwa 20 Prozent der Mitglieder sprachen sich dagegen aus. Dies zeigt, dass es sich um offene Fragen handelt.
Ein weiter Weg und Raum für alle
Kardinal Mario Grech betonte bei der Veröffentlichung der Erklärung, dass noch ein weiter Weg vor ihnen liegt. Dennoch betonte er, dass die Kirche Räume für alle schaffen möchte. Die nichtöffentlichen Diskussionen im Vatikan folgten auf eine zweijährige weltweite Konsultation über die Zukunft der Kirche, bei der auch die Ordination verheirateter Priester und die Behandlung von LGBTQ-Gläubigen diskutiert wurden.
Schritt hin zu einer vielfältigen Perspektive
Zum ersten Mal in der Geschichte der Synode hatten Frauen und Laien das gleiche Wahlrecht wie Bischöfe und Kardinäle. Bei der Eröffnung der Gespräche gab es große Erwartungen auf Veränderungen, aber auch Besorgnis unter konservativen Mitgliedern, die eine Verzerrung der Doktrin fürchteten. Das abschließende Dokument wurde vorsichtig formuliert, aber Kommentatoren sehen darin dennoch eine Veränderung im gesamten Synodenprozess. Ein anonymer Teilnehmer nannte es das erste Mal, dass die Vielfalt der Perspektiven über Kulturen und Kontinente hinweg so stark und klar zum Ausdruck gebracht wurde.
Papst Franziskus schließt Versammlung ab
Papst Franziskus wird die Versammlung offiziell mit einer Messe im Vatikan am Sonntag beenden. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2013 arbeitet er an einer Reform der Kirchenführung, um sie weniger hierarchisch und näher an den Gläubigen zu gestalten.
