Die Welt der Kryptowährungen und digitalen Assets erlebt derzeit einen starken Wandel, der auch den Bereich der Anleihen betrifft. Die Emission von tokenisierten Anleihen gewinnt zunehmend an Bedeutung, wie jüngste Entwicklungen auf dem Finanzmarkt zeigen. Unternehmen wie Bitcoin Suisse und die SDX-Tochter der Schweizer Börse SIX haben sich bereits auf diesem Gebiet positioniert und zeigen die Potenziale, aber auch die Herausforderungen, die mit dieser Form der Anleihenemission verbunden sind.
Der Schritt zur Tokenisierung von Anleihen ist Teil eines größeren Trends, bei dem verschiedene Vermögenswerte auf der Blockchain handelbar gemacht werden. Von Wein über Kunstwerke bis hin zu Unternehmensbeteiligungen reicht die Bandbreite der tokenisierten Werte, die in den letzten Jahren immer beliebter wurden. Nun drängen auch festverzinsliche Werte wie Anleihen auf die Blockchain, wie die jüngste Emission einer tokenisierten Anleihe durch Bitcoin Suisse zeigt. Diese soll vor allem institutionellen Anlegern neue Kapitalquellen erschließen und ihnen einen flexiblen Zugang zum Kapitalmarkt bieten.
Die Verwendung von Stablecoins wie USDC von Circle erleichtert die Abwicklung der emittierten Anleihen und erhöht die Transaktionseffizienz durch sogenanntes “atomic settlement”. Dabei wird die Abwicklung in weniger Schritten und ohne zeitliche Verzögerungen durchgeführt, was den Handelsprozess beschleunigt und effizienter gestaltet. Die Anleihen werden dabei als ERC-20 Token auf der öffentlichen Polygon-Blockchain ausgegeben, was direkte Transaktionen zwischen Emittenten und Investoren ermöglicht.
Die SDX, als Tochtergesellschaft der Schweizer Börse SIX, hat ebenfalls Erfolge bei der Emission von tokenisierten Anleihen verbuchen können. Mit Emissionen von digitalen Vermögenswerten im Milliardenbereich und der Abwicklung einer Anleihe der Weltbank in Schweizer Franken, zeigt die SDX, dass sie sich als zukunftsweisende Plattform für digitale Anleihen etabliert hat. Die Nutzung von digitalen Zentralbankwährungen wie wCBDC ermöglicht dabei innovative Abwicklungsmodelle, die die Effizienz und Sicherheit von Transaktionen erhöhen.
Ob die Zukunft des Anleihenmarktes tatsächlich in der Tokenisierung liegt, bleibt vorerst abzuwarten. Studien prophezeien der Tokenisierung eine vielversprechende Zukunft, aber konkrete Nutzenargumente müssen noch genauer ausgearbeitet werden. Effizienzgewinne, Fraktionalisierung und Kosteneinsparungen sind wichtige Aspekte, die Finanzdienstleister und Investoren überzeugen müssen, bevor die tokenisierten Anleihen den traditionellen Markt ernsthaft bedrängen können.
Die Herausforderungen liegen dabei nicht nur in der technischen Umsetzung, sondern auch in der Akzeptanz und Adaption auf dem Finanzmarkt. Es bedarf klarer Effizienzgewinne und eines wirtschaftlich attraktiven Business Case, um die Tokenisierung von Anleihen langfristig erfolgreich zu etablieren. Die Frage nach einem funktionierenden Sekundärhandel, der Liquidität und Attraktivität der Assets auf der Blockchain ist entscheidend für den Markterfolg dieser innovativen Anleihenform.
Die Zukunft der tokenisierten Anleihen hängt somit von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Bereitschaft der Banken zur Veränderung etablierter Prozesse wie dem Settlement und Handel von Anleihen. Die Blockchain-Technologie bietet zweifelsohne Potenziale für die Finanzwelt, aber es bedarf weiterer Entwicklungen und Anpassungen, um die Tokenisierung von Anleihen als effizientes und sicheres Finanzinstrument zu etablieren. Mit einem breiten Angebot, attraktiven Assets und einem funktionierenden Sekundärhandel könnten tokenisierte Anleihen jedoch langfristig eine wichtige Rolle auf dem Finanzmarkt spielen.
