
Interessenkonflikte bei Crypto.com: Hollywood-Star Matt Damon unterstützt Börse und interne Teams handeln mit Token
Crypto.com, eine der weltweit größten Krypto-Börsen und vom Hollywood-Schauspieler Matt Damon unterstützt, hat interne Teams eingesetzt, um mit Token Handel zu betreiben. Diese Entwicklung wirft neue Fragen über potenzielle Interessenkonflikte in der Branche der digitalen Vermögenswerte auf. Fünf Personen mit direkten Kenntnissen über die Angelegenheit bestätigen diese Information.
Normalerweise bringen Börsen Käufer und Verkäufer zu einem wettbewerbsfähigen, transparenten Preis zusammen. Market-Making und Prop-Trading werden in der Regel von separaten Privatunternehmen durchgeführt. Die US-Aufsichtsbehörden haben begonnen, ähnliche Aktivitäten bei anderen Krypto-Börsen einzuschränken. Im Rahmen dieser Maßnahmen hat die US-Börsenaufsichtsbehörde 13 Anklagen gegen Binance, die größte Krypto-Börse der Welt, erhoben. Unter anderem wird Binance vorgeworfen, eine Handelsfirma im Besitz von CEO Changpeng Zhao für manipulativen Handel genutzt zu haben, um das Handelsvolumen der Plattform künstlich zu steigern.
Gary Gensler, Vorsitzender der US Securities and Exchange Commission (SEC), sieht in dieser Art von Aktivitäten von Krypto-Börsen ein Problem. Er bemerkte, dass traditionelle Börsen wie die New York Stock Exchange (NYSE) nicht gleichzeitig einen Hedgefonds betreiben. Gensler betonte dies in einem Interview mit CNBC am 6. Juni.
Die Existenz interner Handelsteams bei Crypto.com war bislang nicht allgemein bekannt. Ein Informant berichtete, dass die Führungskräfte von Crypto.com anderen externen Handelshäusern wörtliche Erklärungen gegeben hatten, dass Crypto.com nicht aktiv am Handel beteiligt ist. Ein anderer Informant sagte, dass die Mitarbeiter aufgefordert wurden, zu behaupten, dass es keine internen Market-Maker-Aktivitäten gäbe.
Auf Anfragen der Financial Times antwortete Crypto.com, dass es die Mitarbeiter nicht auffordert, andere Marktteilnehmer anzulügen. Laut Crypto.com betreibt das Unternehmen einen internen Market Maker, der wie externe Market Maker auf der Plattform für enge Spreads und effiziente Märkte sorgt. Crypto.com betonte, dass dies keine umstrittene Praxis sei.
Das Unternehmen gab weiterhin an, dass der Großteil seiner Einnahmen aus seiner App für Einzelhändler stammt. In dieser Funktion agiert Crypto.com als Broker und geht bei Transaktionen als Kontrahent der Kunden vor. Das Handelsteam von Crypto.com sichert diese Positionen an verschiedenen Handelsplätzen ab, darunter auch die Crypto.com-Börse.
Crypto.com richtet sich vor allem an institutionelle Händler und fungiert als Handelsplatz mit gleichen Wettbewerbsbedingungen. Das interne Handelsteam handelt sowohl auf der firmeneigenen Börse als auch auf anderen Handelsplätzen. Ihr Ziel ist es, Gewinne zu erzielen und nicht primär den Handel zu erleichtern. Die Market-Making-Teams von Crypto.com versuchen die Liquidität auf der Plattform zu erhöhen.
Crypto.com betont, dass alle Teilnehmer der Plattform, einschließlich der Market Maker, gleich behandelt werden. Das Unternehmen betont zudem, dass es nicht auf Eigenhandel als Einnahmequelle angewiesen ist.
Laut CCData wurde Crypto.com von vier Personen gegründet, darunter der aktuelle Vorstandsvorsitzende Kris Marszalek und der Finanzvorstand Rafael Melo. Das Unternehmen hat in diesem Jahr bereits Spot-Kryptowährungen im Wert von 35 Milliarden US-Dollar und Krypto-Derivate im Wert von 21 Milliarden US-Dollar gehandelt.
Die Bekanntheit von Crypto.com ist in den letzten Jahren durch spektakuläre Sponsor- und Sportverträge stark gestiegen. Im vergangenen Jahr engagierte das Unternehmen den Oscar-prämierten Schauspieler Matt Damon als Botschafter und warb mit seinem Logo beim Super Bowl und während der Weltmeisterschaft in Katar. Zudem hat Crypto.com eine mehrjährige Partnerschaft mit der Basketball-Ikone LeBron James und Namensrechte für eine große Sportarena in Los Angeles.
Aufgrund begrenzter Nachfrage in der aktuellen Marktlandschaft hat das Unternehmen angekündigt, seine Börse für institutionelle US-Händler ab dem 21. Juni vorübergehend zu schließen. Diese Entscheidung erfolgte nach den jüngsten Durchsetzungsmaßnahmen der SEC.
Referenz: Financial Times