Titel: Michael Lewis’ neues Buch über den Gründer von FTX und mutmaßlichen Betrüger Sam Bankman-Fried sorgt für Kontroversen
Untertitel: Krypto-Enthusiasten kritisieren den Finanzgeschichtenerzähler für seine vermeintlich positive Einstellung gegenüber der fehlerhaften Kryptobörse
Viele Menschen in der Finanzwelt haben von dem neuen Buch des renommierten Finanzgeschichtenerzählers Michael Lewis gehört. Sein Werk widmet sich dem Aufstieg und Fall von Sam Bankman-Fried, dem Gründer der Kryptobörse FTX. Doch während das Buch selbst für Aufsehen sorgt, gab besonders ein Interviewausschnitt auf CBS nach der Sendung “60 Minuten” Anlass zu hitzigen Diskussionen.
In dem Video äußert sich Lewis zu FTX und bezeichnet die Börse als “großartiges Geschäft”, wenn man die Verunglimpfungen und den Ansturm auf die Kundeneinlagen außer Acht lässt. Viele Krypto-Enthusiasten waren schockiert über diese Aussage, da FTX in der Vergangenheit 8 Milliarden US-Dollar an Kundengeldern verloren hatte. Diese Krypto-Börse hatte am Tag vor ihrem Bankrott lediglich 10 Prozent ihrer Verbindlichkeiten in liquiden Mitteln, was eindeutig gegen die Regeln verstieß.
Es scheint, dass Lewis’ Einstellung nicht nur im Interview, sondern auch in seinem Buch ihren Ausdruck findet. Berichten zufolge vermittelt Lewis eine auffallend positive Sicht auf SBF und die gesamte Kryptobranche. Selbst ein Bloomberg-Autor kritisiert Lewis dafür, dass er das bestehende Finanzsystem mit Krypto vergleicht und behauptet, letzteres sei besser.
Doch ist Krypto wirklich eine Verbesserung des bestehenden Finanzsystems? Kryptowährungen sind nicht nur ein Nullsummenspiel, bei dem ein Gewinn auf Kosten eines Verlusts geht. Sie weisen auch viele moralische Mängel auf. Eine Krypto-Börse wie FTX kann nicht als Verbesserung angesehen werden, wenn sie es nicht schafft, Kundengelder zu schützen und Millionen von Dollar zu verlieren.
Diese zynische Sichtweise von Lewis scheint Teil einer längerfristigen Entwicklung zu sein. Martin Walker, ein Finanzexperte, erklärt, dass seit den 1990er Jahren die Überzeugung entstanden ist, dass das Finanzsystem immer recht hat. Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend, dass Lewis, der seine Karriere darauf spezialisiert hat, finanzielle Spielereien zu dokumentieren, so pessimistisch gegenüber dem Wert des Finanzsystems ist.
Bankman-Fried, der als Gründer von FTX in der Kryptobranche große Bekanntheit erlangt hat, scheint in gewisser Weise die Verkörperung dieses Finanznihilismus zu sein. Die Kryptowelt selbst besteht aus digitalen Währungen, die oft keinen tatsächlichen Wert haben. Es ist eine Welt, in der Meme-Münzen eine hohe Marktkapitalisierung erreichen und digitale Kunstwerke zu exorbitanten Preisen verkauft werden.
Die Frage, ob Krypto eine Verbesserung des Finanzsystems darstellt, muss auch die grundlegenden Funktionen des Finanzmarktes berücksichtigen, wie die Preisfindung und den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage. Krypto kann diese Funktionen nicht erfüllen und sollte daher nicht als bessere Alternative betrachtet werden.
Obwohl der Finanzgeschichtenerzähler Michael Lewis mit seinem neuen Buch für Aufsehen sorgt, bleibt die Kontroverse darüber bestehen, wie Krypto in die Finanzwelt eingebettet werden sollte. Die Grenzen zwischen Finanzmarkt und Casino verschwimmen immer mehr, und es ist wichtig, die Risiken und Mängel von Kryptowährungen zu verstehen. Nur so können wir fundierte Entscheidungen darüber treffen, wie wir unser Finanzsystem gestalten wollen.
